Dienstag, 24. Juni 2014

Körper in der Malerei




Zu Beginn der Stunde betrachten wir ein Bild des zeitgenössischen österreichischen Künstlers Arnulf Rainer (http://de.wikipedia.org/wiki/Arnulf_Rainer) mit dem Titel „verlogen“. Hauptsächlich bekannt ist dieser für seine Übermalungen sowohl eigener und fremder Bilder sowie Fotos, von denen besonders Übermalungen von fotografischen Selbstportraits bekannt geworden sind.
Auch das gezeigte Bild stellt so eine Übermalung eines Fotos, welches den Künstler selbst zeigt, dar.


Das Foto zeigt Arnulf Rainer mit einem fast lächerlich wirkenden Gesichtsausdruck in einer schwunghaften Pose, was fast einer Karikatur gleichkommen könnte. Was sein Ausdruck jedoch aussagen will ist nicht sofort erkennbar. Die nach oben geöffneten Hände jedoch erwecken den Eindruck, als sei die Aussage „ich habe nichts zu verbergen“, als wolle er alles offenlegen und zeigen, was wiederum logisch gut zum Titel der Arbeit passt.
Weiterhin ist die schwunghafte, abstrakte Übermalung Bestandteil der Arbeit. Diese ist jedoch nichts Realistisch-Dreidimensionales wie das Foto selbst. Es stellt eine Überarbeitung der Stellung seiner Arme mit gelber Farbe dar. Eine genauere Interpretation der Arbeit ist jedoch sehr schwierig, da jeder Mensch eigene Gefühle mit dem Bild assoziiert und somit eine Interpretation rein subjektiv ist.

Rainers Fotoübermalungen von Selbstportraits sind wohl seine bekanntesten Arbeiten. Entstanden sind sie meist durch einfache Fotos mit der Kamera durch den Selbstauslöser. Eher selten ließ er sich bei seinen oftmals skurril wirkenden Gesichtsausdrücken und Körperhaltungen von einem Fotografen aufnehmen. In einer „Fotosession“ werden dabei durchgehend Bilder aufgenommen, in denen, auch teils entkleidet, meist spontane Fotografien entstehen.

Kunst in für Rainer ein Ausdruck seines Körpers, deshalb findet im Anschluss dann die Übermalung selbst statt. Da die Bilder zuerst zur Entwicklung gegeben werden mussten, dauerte es oft lange bis er das Foto erneut betrachten konnte. Dann aber versucht er seine Gedanken und Gefühle beim Betrachten der Aufnahme mit der Übermalung zu assoziieren. Spontane Eindrücke und Gedanken spielen hierbei eine sehr große Rolle und lassen die entstehenden Farbübermalungen sehr abstrakt und expressiv erscheinen. Es sind meist keine akribischen Arbeiten, die Rainer ausmachen, da gerade seine aggressive, energiereiche, Art (oft wurde auch mit Messern in das Bild geritzt oder es sind Brandflecken zu sehen) Kennzeichen seiner Arbeiten sind. Nicht selten führen seine spontanen Ausdrücke auch zu einer nahezu völligen Auslöschung des Fotos.

Weitere Werke von Rainer sind unter andern seine Übermalungen von Fotos von Totenmasken. (Hierbei handelt es sich um den „frischen“ Abdruck eines Verstorbenen, was sozusagen das abschließende, letzte Abbild eines Menschen, des menschlichen Körpers, darstellt, der endgültige „Zerfall“ des Körpers stattfindet.)
Diese Arbeiten, gleichermaßen wie Übermalungen von Fotos von Toten oder die Übermalten Kreuzigungsszenen, zeigen die intensive Auseinandersetzung des Künstlers mit dem Tod auf.


Eine wichtige Inspiration für Arnulf Rainer ist der Künstler Franz Xaver Messerschmidt (http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Xaver_Messerschmidt), der der Epoche des Barock zuzuordnen ist.
Ebenso wie für A. Rainer ist Kunst für Franz Xaver Messerschmidt auch Ausdruck des Körpers.
F.X Messerschmidt versucht Emotionen in Figuren, in Standbildern festzuhalten und diese Emotionen so bildlich darzustellen. So findet man oft Figuren mit teilweise witzigen Grimassen, wobei jedoch schnell die Grenzen der Bildhauerei klar werden:
Die erste Reaktion ist oft eher erstaunt und man bekommt eher einen scherzhaften Eindruck seiner Arbeiten. Es ist schwer sich in die die Figur hineinzuversetzen und so wie die Figur zu fühlen, geschweige denn seine eigenen Emotionen darin wiederfinden.
Im Gegenzug dazu haben A. Rainers Werke den Vorteil der abstrakten Kunst, soll heißen, dass es ihm möglich ist, deutlich mehr zu vermitteln und deutlich einprägsamere Aussagen zu übermitteln. Die Motive wirken nicht mehr nur lustig und scherzhaft, im Gegenteil, man wird eher angesprochen, zum Nachdenken gebracht.



Abschließend wird nun noch ein Kunstwerk des Künstlers Carl Andre (http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Andre)  mit dem Titel „144 Stahlplatten“ betrachtet.

Der Titel lässt zunächst auf etwas mit Bezug zu Industrie oder Architektur schließen, jedoch handelt es sich um eine flache Bodenarbeit in einem Museum.
Dabei wurden nicht nur nach mathematischen Richtlinien korrekt die Anordnung im Raum vom Künstler vorgegeben, sondern bewusst Formen und Materialien so verarbeitet, wie sie aus der Fabrik kommen. Die Stahlplatten sind direkt auf dem Boden befestigt, es gibt keinen Sockel.
Es gibt keine ideale Ansicht auf die Arbeit, was neben dem extrem engen Raum rund um das Werk den Betrachter herausfordert:
Zunächst traut sich der Besucher nicht die Bodenarbeit zu betreten, da es sich ja um Kunst handelt, doch nachdem die anfängliche Angst oder Hemmung überwundern ist, wird darüber gelaufen und so das Ziel des Künstlers erfüllt.
Er wollte die Betrachter sozusagen dazu bringen das Kunstwerk zu betreten, sich mitten darauf zu stellen, um so den Menschen zu einem Element des Kunstwerks zu machen. Es stellt einen betretbaren, imaginären „Raum im Raum“ dar. Wenn man ihn betritt, dringt man in eine neue Welt mit anderen Gesetzen ein.
Der Körper des Betrachters dringt in die Welt des Kunstwerkes ein, ist somit Teil der Kunst in ihrer eigenen Welt.


Protokoll: F.M.1KU1 2014


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