Dienstag, 30. Dezember 2014

Zu den Klausuren der Q12

Ich hab´ euch zusätzlich zu euren eigenen Protokollen die des vorigen Jahrgangs zu den Themen Gotik, Renaissance, Bautechnik und Schulgebäude noch einmal sichtbar gemacht.

Ihr könnt euch die relevanten Posts heraussortieren lassen wenn ihr das Label Themenbereich Architektur anklickt.

Die Inhalte sind mit denen des diesjährigen Unterrichts größtenteils identisch. Das Protokoll über das Pantheon in Rom könnt ihr ignorieren, ebenso das Video über Le Corbusier.

Das Video "Architekturgeschichte in 10 Gebäuden" ist witzig und lehrreich, aber nicht Klausur-relevant.  ;-)

Folgende Links führen zu Bildern von Gebäuden, die wir im Unterricht besprochen haben, zu denen jedoch kein Protokoll vorliegt:

Serpentine Pavillion 2013

Teehaus

Abu Dhabi Performing Arts Center

Guggenheim Museum Bilbao

Lou Ruvo Center for Brain Health

Frank Gehry bei den Simpsons



Wenn´s noch Fragen gibt, entweder einen Kommentar schreiben oder e-mail schicken!

- Frau König


Bautechnik: Massivbau

Die klassische Bautechnik teilt sich 3 Bereiche auf:



  1. Gliederbau (Prinzip von Last und Stütze, griechischer Tempel)
  2. Skelettbau (Fachwerk, gotische Kathedrale, moderne Stahlbetonbauten) 
  3. Massivbau
 
Beim Massivbau geht es vor allem darum, kompakte Mauern, durch die das Gewicht nach unten verteilt wird, zu bauen. 

Elemente eines traditionellen Bauwerks sind Wände, ein Dach und ein Boden (evtl. mit Keller). Aufgrund dessen benötigt man zuerst ein Fundament auf dem die Wand und darauf wiederum ein Dach gesetzt werden kann. Das Dach erweist sich zunächst als Problem, da es sehr schwer ist (Holz + Ziegel) und stabil sein muss. Folglich müssen die Wände das ganze Gewicht des Daches und der Stockwerke mit deren Zwischenböden aus Metall und Beton tragen.

Materialien im Massivbau sind geformte Natursteine (Kalkstein, Sandstein), Bausteine aus Ton (Back-/Ziegelstein), Beton oder Leichtbeton (Porenbeton) oder auch Holzstämme (Blockhaus).
 - Natursteine sind schwer und unhandlich. Ein schwerwiegendes Defizit ist der sehr niedrige Dämmwert, wegen dem es kalt und oft auch feucht in den Gebäuden ist.
 - Normale Wände jedoch sind meist aus Back- oder Ziegelsteinen, die Druck- und Zugfestigkeit garantieren. 
 -   Als Alternative gibt es noch Porenbetonsteine, die sehr leicht sind und sehr gut dämmen, aber sehr weich sind.
 - Beton ist kein typisches Massivbaumaterial, sondern wird eher in modernen Stahlbetonkonstruktionen verbaut. Zunächst ist er ein flüssiger Baustoff und wird daher nicht vermauert sondern gegossen. Dazu muss eine Form aus Holz (teilweise mit Gitter zur Stütze) hergestellt werden, in die der flüssige Beton gegossen werden kann und anschließend trocknet. Dadurch werden Wandverkleidungen (z.B. der neue Anbau der Schule), Bodenplatten, Pfeiler (im Innenbereich der Schule zu sehen), Fenster-/Türstürze, Betonsteine oder auch nichtrechtwinklige Wände im Außenbereich (z.B. für Parkgaragen) gefertigt.

Um eine stabile Wand zu erhalten muss man also diese Steine im Verband  aufeinander setzen (vgl. Legosteine). Sie sollen sich gegenseitig stützen und halten, man muss sie also verschränken und verbinden, damit die Kräfteverteilung zu einem stabilen und belastbarenGebilde verhilft. 



Sobald die Wände zu lang sind, werden sie unstabil, weswegen man eine Zwischenmauer als tragende Wand einsetzt. 
 - Tragende Wände sind notwendig, um das Gewicht der Böden, Dächer, usw. zu tragen und einen Zusammensturz zu verhindern. Sie werden in das Verbundmauerwerk der Außenmauer mit einbezogen.
 - Nichttragende Wände dagegen sind eingezogene Wände, die nur zur Raumbegrenzung dienen und nicht mit der Außenmauer verbunden sind. Sie können auch aus dünnen Rigips Platten bestehen.

Solche Mauern sind aufwendig zu erbauen und nehmen relativ viel Zeit in Anspruch. Heutzutage ist das den meisten Menschen zu kompliziert, weshalb sie die schnelle Alternative von Fertighäusern bevorzugen. 

 
Probleme des Massivbaus:
  1. Anbringung einer Decke über einem Hohlraum
  2. Schwächung der Wände durch Maueröffnungen (Fenster und Türen)
Um die Wand über einem Fenster/ einer Tür vor dem Einstürzen aufzuhalten, verwendet man einen sog. Sturz. 




Die Planung der Fenster und Türen ist deshalb gleichmäßig, also immer senkrecht oberhalb bzw. unterhalb voneinander, damit keine schweren Wände auf den Sturz drücken. (Fenster leichter)
Material eines Sturzes:
Bei kleinen Abständen verwendet man Steine, bei etwas größeren hat man früher Holzbalken verwendet und heute verwendet man Spann-/Stahlbeton.



Eine Alternative zu Sturz sind Bögen. Bei einem sog. „echten Bogen“ benutzt man zunächst ein Holzgerüst, auf das man dann die tortenstückähnlich geformten Bogensteine auflegt. Der letzte Stein in der Mitte oben heißt „Schlussstein“ und hält den Bogen zusammen. Jedoch nur, wenn er selbst schwer genug ist oder die Mauer darüber ihn am Wegrutschen hindert.



Sie werden auch häufig bei Nischen verwendet und um dünne oder besonders belastete Teile der Mauer zu entlasten (Entlastungsbögen).


In dieser Weise gebaute Bogenreihen nennt man Arkaden. Man finder sie seit der Architektur der Antike in repräsentativen Großbauten. 
An der Skizze kann man die Druckverteilung im Arkadenverband ablesen.






Protokoll und Zeichnungen: J.H., Q12

 

MVRDV: Shenzen Towers und Chungha Building

Ein Haus aus Schichten
Shenzhen 4 in 1 Towers, „CBD Trees“
Shenzhen, China



Die wildesten Bauprojekte, die momentan realisiert oder geplant werden, befinden sich in China. Gründe dafür sind der Reichtum der Chinesen, der Wunsch diesen nach außen hin deutlich zu zeigen und die zunehmende Modernisierung der chinesischen Gesellschaft.
Ein Beispiel dafür ist das noch nicht realisierte Projekt „CBD Trees“ des niederländischen Architekturbüros MVRDV.
Dieses versucht bewusst klassische Architektur in Frage zu stellen. Dabei wird zum Beispiel die Tatsache, dass die unteren Stockwerke von Gebäuden nie größer/breiter sind als die oberen, hinterfragt bzw. kontrastiert.
Bei „CBD Trees“ ist dementsprechend der Verlauf umgekehrt. Das gigantische Bürogebäude wird nach oben hin immer größer, manche Stockwerke sind plötzlich überdimensional groß.
Neu ist auch, dass einzelne Etagen von außen erkennbar sind. Diese liegen gebündelt in Schichten aufeinander, vergleichbar mit einem Staple unterschiedlich großer Bücher.


Ganz bewusst wird dabei Asymmetrie und Willkür erzeugt, um an die Natur zu erinnern, die offensichtlich Vorbild für die baumähnlichen Bürogebäude war.
Die Architekten versuchen des weiteren Formen zu kreieren, indem sie die Gebäude nach dem Baukasten Prinzip schichtenweise wachsen lassen. Außerdem werden Einzelelemente, im Falle der „CBD Trees“ etwa Stockwerke, in den Mittelpunkt gerückt.








Ein Haus aus Fenstern
Chungha Building
Gangnam, Süd Korea



Ein anderes Element wurde beim Chungha Building in Gangnam in den Fokus genommen. Das Einkaufszentrum, vergleichbar mit einem City Point, wurde ebenfalls von MVRDV, diesmal in Süd Korea, geplant und umgesetzt.
Auffällig daran sind die großen Fenster die die Fassade des Gebäudes komplett einnehmen. Diese werden als eine Art Schaufenster verwendet, und wirken dabei wie große Bildschirme, die für die verschiedenen Läden und Marken im inneren des Kaufhauses werben.
Dabei ragen die Fenster aus der Wand heraus (Vgl. Periskop), und wechseln ihre Farbe.
So bestimmen sie den Raum, und sind das dominierende Element.

Protokoll: J.V. Q12

Daniel Libeskind: Royal Ontario Museum

Eigentliche Vorstellung eines Hauses: 4 senkrechte Wände + Dach

Moderne Architekten hinterfragen nun die typischen Vorstellungen von Gebäuden und passen sie an neue Aufgaben und Bedürfnisse an.

Beispiel: Royal Ontario Museum

Das Naturkunde Museum besteht aus einem alten Museumsteil, an den Daniel Libeskind nun einen aufsehenerregenden Neubau platziert hat.

Außergewöhnlich bei diesem Neubau:
  - Keine Rechtwinklichkeit
 -  keine geraden Wände
 - keine Abgrenzung von Wandflächen zu Dachflächen
 - scheinbar willkürlich eingefügte Fenster (große Fenster aber auch lange, schmale Fensterbänder)
 - der Neubau durchdringt den Altbau
 - keine gemeinsame Raumhöhe
=> das traditionelle Muster eines Hauses wird infrage gestellt.

Warum macht das Libeskind?
 - Der starke Kontrast zwischen dem neuem und dem altem Gebäude wirkt anziehend auf die vorbeigehenden Menschen.
 - Wenn man nur das alte Museum sieht hat man eine typische Erwartungshaltung: langweilig, nicht interessant, typisches Museum
 - Durch den Neubau wird der alte Teil nun wiederbelebt:
Einschnitte, das "Herausexplodieren" des Neubaus  aus dem historistischen Altbau, 
schräge Flächen  schaffen Ungleichgewicht, Dynamik, 
 => Herausforderung für den Betrachter, bewirkt Aufregung und Neugierde, neue Erwartungshaltung an das Innere des Museums

Im Innenraum wird diese dynamische Bauweise fortgesetzt. Man hat hier einen starken Kontrast zwischen dem alten Bau mit geraden Wänden und dem Neubau, wo alles schräg ist außer der Boden. Es gibt hier keine rechten Winkel und keine einheitliche Deckenhöhe im inneren. Außerdem ist das Treppenhaus asymmetrisch. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Gebäude in der heutigen Zeit nicht mehr die typischen Merkmale enthalten müssen. Viele Architekten greifen bewusst ausgefallene Architekturelemente  auf.

Bilder:

Protokoll L.H. Q12