Dienstag, 30. Juni 2015

Maria Lassnig







Maria Lassnig (1919-2014) malte teilweise mit geschlossenen Augen und verwendete in ihren Bildern sogenannte Wirkungsfarben. Das bedeutet, dass sie Farben hinsichtlich ihrer Wirkung einsetzt: Wenn sie z.B. ein „warmes“ Gefühl vermitteln will, benutzt sie Rot- oder Orangetöne.
Es gibt Symbol- und Ausdrucksfarben. Symbolfarben sind in den verschiedenen Kulturen festgelegt und können daher unterschiedliche Bedeutung haben (z.B. Weiß als Farbe der Trauer in Asien) während Ausdrucksfarben bei vielen Menschen ähnlich, aber trotzdem individuell sind. (Rot erhöht z.B. die Adrenalinausschüttung, kann aber sowohl für die Liebe als auch für den Aufstand und die Revolution stehen). 
Wirkungsfarben sind Ausdrucksfarben; ein anderer Künstler hätte also für die gleichen Gefühle andere Farben verwenden können. Lassnig hofft, dass der Betrachter die Wirkungsfarben trotzdem „lesen“ kann.
Maria Lassnig drückt mit ihren Werken ihre Gefühle aus und illustriert sie gleichzeitig, indem sie sie in Formen und Farben übersetzt. So kann sie ihre Gedanken und Gefühle sichtbar machen.
Dabei will sie nicht nur große Sinnesempfindungen wie Angst oder Schmerz ausdrücken, sondern auch Alltagsgefühle wie Müdigkeit oder Langeweile.

Ihre Malweise ist das Gegenteil des Realismus. Im Realismus wird jeder Gegenstand in der Farbe abgebildet, die er auch in Wirklichkeit hat.

Das Bild „Zwei Arten zu sein“ ist zweigeteilt:
Auf der rechten Seite befindet sich ein Selbstporträt. Dieses ist als solches erkennbar, jedoch ist es nicht wirklichkeitsgetreu gemalt, sondern leicht verzerrt. Das Porträt beinhaltet Reste von Realismus. Anstatt von realistischen Farben werden aber u.a. Hellblau, Grün, Lila und Rot verwendet. Maria Lassnig bildet ausschließlich das Gesicht ab. Der Kopf oberhalb der Stirn und die Haare fehlen völlig, weil sie diese nicht wahrnimmt.
Im linken Teil des Bilds ist ebenfalls ein Selbstporträt, allerdings ist es noch stärker abstrahiert. Aus diesem Grund erkennt man es erst auf den zweiten Blick als Gesicht. Der Kopf ist im Verhältnis zu Hals und Schultern sehr groß dargestellt. Das liegt daran, dass der Kopf das Zentrum der Gefühle und Wahrnehmungen und deshalb sehr wichtig ist. Die meisten Sinneswahrnehmungen wie Sehen, Hören usw. finden hier statt. Die Schultern und der Hals sind in Orange gemalt, was ein Hinweis auf Verspannungen oder Schmerzen in diesem Bereich sein kann.
Auch zwei große runde Formen sind erkennbar. Diese können als ein Auge und eine Mundhöhle interpretiert werden, da sowohl der Seh- als auch der Geschmackssinn eine große Rolle im täglichen Leben spielen.
Im Gegensatz zum rechten Porträt ist das linke ein reines Gefühlsbild, das ausschließlich Gefühlszustände ausdrückt. In beiden Porträts kommen sog. Körperfarben zum Einsatz, es werden also bestimmte Farben für die jeweiligen Körperteile, Krankheiten und emotionalen Zustände verwendet; dabei werden wichtige Bereiche größer abgebildet. So wird die Befindlichkeit des Körpers dargestellt.

Protokoll: I.B. Q11 2015

1 Kommentar:

  1. Der Begriff "Realismus" ("realistisch") wird hier - wie sehr häufig - falsch verwendet. Gemeint ist "Naturalismus" ( bzw. eine naturalistische Darstellungsweise). Der Realismus war eine Kunstepoche/- strömung, die auf die Romantik folgte und in der auch durchaus nicht-naturalistische Farben verwendet wurden, um die Bildaussage zu verstärken.

    AntwortenLöschen