Donnerstag, 12. November 2015

Trompe-l´oeil - Samuel van Hoogstraten

Steckbrett

Das Gemälde zeigt ein Steckbrett, auf dem verschiedene kleine Alltagsgegenstände aufbewahrt werden. Doch bei diesem Gemälde geht es nicht nur um das, was gemalt wurde, sondern viel mehr, wie der Name „Trompe-lóeil“ auch schon sagt, darum wie es gemalt wurde. „Trompe“ lässt sich als „täuschen“ übersetzen und „lóeil“ als „Auge“. Es handelt sich also um ein Bild, das das Auge täuscht. Auf den ersten Blick wirkt es auch gar nicht wie gemalt, sondern täuschend echt. Die sich im Hintergrund des Bildes befindende Holzplatte ist nicht sofort als Gemälde erkennbar und auch das Steckbrett an sich unterstützt die optische Illusion des Bildes, da kein Raum abgebildet wird, sondern eine Fläche mit flachen Gegenständen. Allgemein ist schwer zu sagen, was gemalt ist und was nicht, da aber bekannt ist, das es sich hierbei um ein Ölgemälde auf einer Leinwand handelt, ist der so echt wirkende Holzhintergrund also doch nur eine illusionistische Holzmaserung. Der Effekt hierbei hängt natürlich stark vom Licht im Raum und vom Standpunkt des Betrachters ab.

Den Illusionismus an sich, gibt es schon seit Anbeginn der Ölmalerei. Während im Mittelalter Perspektive und realistische Realität relativ unwichtig waren und der Betrachter viel mehr seine eigene Phantasie einbringen sollte, wurde mit der Malerei das Streben, die Realität so genau wie möglich darzustellen, immer größer. Besonders reizte der Illusionismus Künstler in der Spätrenaissance. Auch in Barockkirchen lässt sich anhand von gemalten Decken und verzierten Säulen, bei denen man versuchte, sie malerisch weiter zuführen, erkennen, dass Künstler von der Idee des Illusionismus fasziniert waren.

Wie bereits erwähnt, ist auf dem Gemälde ein Steckbrett zu sehen. Die Fläche an sich besteht aus einem Holzbrett und schwarzem Stoff, darüber sind horizontal zwei parallele Lederriemen gespannt um die Gebilde zu halten. An das Steckbrett sind größtenteils Alltagsgegenstände gehängt, wie zum Beispiel Hygieneartikel (Seife, Kamm und Rasierpinsel) und Schreibwaren (Bücher und Hefte, Feder und Brille).

Von diesen Gegenständen lebt Samuel van Hoogstratens Gemälde, denn sie sind es, die ein Vanitas-Stillleben ausmachen . In diesem Stillleben verstecken sich sogar neben dem Wachs, dem Messer und den Büchern als klassische Zeichen der Vergänglichkeit, welche auf vielen Gemälden dieser Art zu finden sind, noch weitere Symbole, die sich auf eine andere Bedeutung bzw. Form des Vanitasgedankens beziehen. Denn Vanitas kann nicht nur als „Vergänglichkeit“ verstanden werden, sondern besitzt „Eitelkeit“ als weitere Übersetzungsmöglichkeit. Solche besonderen Elemente wären zum Beispiel, der Läusekamm, die Seife und der Rasierpinsel. Als Hilfsmittel zur Körperpflege symbolisieren sie Reinlichkeit. Es wird also auf Äußeres Wert gelegt und geachtet - ein Zeichen von Eitelkeit. Dies galt damals sogar als eine der sieben Todsünden und war verpönt.
Allerdings könnten hier die Hygiene-Artikel auch als Hinweis auf das Streben nach "innerer Reinheit" interpretiert werden.

Bei genauerem Hinsehen ist auf den Büchern und Heften der Name des Malers zu erkennen, was zunächst einmal nicht auffällig ist, da Samuel van Hoogstraten auch Schriftsteller war. Allerdings könnte man in diesem Fall auch von einem Selbstportrait sprechen, nur ohne Abbild, jedoch stellvertretend mit Dingen, die ihm wichtig sind. Samuel van Hoogstraten war sein Dasein als Schriftsteller sogar wichtiger als das als Künstler. Auch wenn zu seiner Zeit die Qualität des Bildes am Illusionismus gemessen wurde, war für ihn Illusionsmalerei eigentlich nur ein Handwerk. Er schätzte das Schreiben mehr, da er dort etwas frei erfinden konnte, wie z.B. Phantasiewelten. Später hat er es sogar abgelehnt, so weiter zu malen.

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