Sonntag, 18. Dezember 2016

Marcel Duchamp und die Objektkunst

Früher erwartete man von Kunstwerken Malerei oder andere künstlerische Schöpfungen. Diese Vorstellung wandelte sich jedoch mit der Entstehung der Objektkunst

Der Dadaist und Surrealist Marcel Duchamp (1887-1968) wandte sich 1913 von der Malerei ab und widmete sich der Objektkunst.

  •   Die Objektkunst verfolgt die Absicht, den Betrachter über das Offensichtliche hinaus zum genaueren und unvoreingenommenen Hinsehen zu verleiten und seine eingefahrenen Ansichten und Wertungen zu vergessen. Objektkünstler wollen erreichen, dass Beobachter zu einer neue Weise der Betrachtung gelangen und dass sie ihre Augen öffnen. 
  •   Die umstrittene Frage nach der künstlerischen Leistung in der Objektkunst beantworten Befürworter dieses Genres mit dem kreativen Akt der Suche, Auswahl und Präsentation. 
  •   Das Objekt wird seiner normalen Umgebung entrissen und beispielsweise in einer Galerie ausgestellt, was zu einer veränderten Perspektive und dadurch zu einer neuen Wirkung auf den Betrachter führt. Dieser Vorgang zählt ebenfalls zum künstlerischen Akt. 
  •   Die Signierung des Gegenstandes vervollständigt die künstlerische Arbeit und stellt somit eine eindeutige Verbindung zwischen Künstler und Gegenstand dar. 
  •  Oft steht die Verwandlung von alltäglichen und unedlen Gegenständen zu künstlerischen im Fokus der Objektkunst. 

Eines der bekanntesten „ready mades“ von Duchamp ist der sogenannte „Flaschentrockner“. Der Begriff „ready mades“ bedeutet, dass ein bestehender, industriell hergestellter Alltagsgegenstand zum Kunstwerk erklärt wird. Bei seinem Werk „bottle dryer“ wurde ein Gestell verwendet, welches früher ein wichtiger Haushaltsgegenstand war. Es ist ein ca. 60cm hohes Metallgebilde mit Haken, auf die die Flaschen zum Trocknen gesteckt werden. Der Flaschentrockner war damals sehr häufig in Haushalten vorzufinden, da es keine andere Möglichkeit gab, enghalsige Gefäße rückstandsfrei zu trocknen. 
Als Marcel Duchamp 1914 das Kunstwerk veröffentlichte, reagierten die Betrachter größtenteils mit Unverständnis. Diese konservative Reaktion auf Neues ist auch heutzutage noch oft zu beobachten. 
Beim ersten Anblick des „bottle dryer“ erinnert die Form an eine Vase, einen Lampenschirm oder auch an einen Schmuckständer. Durch die spitzen Haken werden Gedanken wie Vorsicht, Verletzungsrisiko und Abstand halten hervorgerufen. 
Ohne die Haken erinnert der Flaschentrockner an ein Korsett aus dem 19. Jahrhundert, womit Erotik, Sexualität und Weiblichkeit assoziiert werden. 

Die „Fontaine“ ist ebenfalls Duchamps bekanntesten Werken zuzuordnen. Ein handelsübliches Urinal aus Sanitärkeramik der Firma J. L. Mott Iron Works wird um 90 Grad gedreht und damit liegend präsentiert. Ebenso wie bei „bottle dryer“ ist durch die Form des Objekts, in dem manche eine Ähnlichkeit mit einer Gebärmutter erkennen wollen, ein Geschlechterbezug und somit ein erotischer Aspekt vorhanden. 
Mit dem Gegenstand „Pissoir“ verbindet man Urin, Gestank und Ekel. Im Gegensatz dazu stellt Duchamp durch die Bezeichnung „Fontaine“, was auf deutsch „Springbrunnen“ bedeutet, eine Verbindung zu Reinheit, Ästhetik und klarem Wasser dar. 
Die Löcher, die als Abfluss dienen, lassen durch ihre Anordnung ein geheimnisvolles, sogar religiös wirkendes Ornament assoziieren. 
Bei der Signierung mit einem Pseudonym erreicht Duchamp durch die Onomatopoesie (Lautmalerei) „R. Mutt“ (amerikanisch = Straßenköter) die beabsichtigte Provokation.




„Fountain“:


„bottle dryer“:



Kubismus




Ziele der Kubistischen Darstellung:


- Abkehr von der traditionellen Fluchtpunktperspektive, stattdessen:
- Dinge gleichzeitig (simultan) aus unterschiedlichen Perspektiven zeigen

Warum?

- Erkenntnis: Die Vorstellung von Gegenständen entsteht nicht durch ein einziges Bild aus einem einzigen Blickwinkel (vgl. Kamerabild), sondern wird im Gehirn durch Erfahrung/Bewegung im Raum drei Dimensionen zusammengesetzt


David Hockney: „The Desk“, 1. Juli 1984

Fotocollage: Viele einzelne Fotos eines Schreibtisches aus verschiedenen Blickwinkeln wurden zu einem Bild zusammengesetzt

- Der Schreibtisch kann aus allen Perspektiven gleichzeitig betrachtet werden

- Das Bild auf dem Schreibtisch ist die kubistische Zerlegung einer kubistischen Zerlegung (Abbildung eines Picsso Gemäldes)

Link: http://www.leninimports.com/david_hockney_gallery_2.jpg 

Georges Braque: „Krug und Violine“ 

(Braque war Zeitgenosse Picassos und Mitentwickler des Kubismus)

 erkennbar ist hier die typisch kubistische Technik:

Der Raum/Hintergrund:

- ein Tisch in einem Raum mit Pfeilern und einer waagrecht verlaufenden Wandleiste
- auch der "leere" Raum ist kubistisch zersplittert

- ganz oben: ein "normal" dreidimensional und illusionistisch gemalter Nagel mit Schlagschatten
- er scheint das Bild zu halten

Die Violine:
- warmes Braun
- geschwungene, aber nicht durchgehende Umrisslinien
- die Schnecke ist von oben sichtbar, die Stimmwirbel jedoch von vorne
- die Schalllöcher bleiben ganz, auch wenn der Rest „zerbrochen“ aussieht


Der Krug:
- von der Seite sichtbar, trotzdem kann man von oben hineinschauen

Das Bild erinnert an einen zerbrochenen Spiegel oder ein zerknittertes Foto


Link: http://www.unterricht.kunstbrowser.de/images/braquegeigeundkrug1910originalgro.jpg

Barockzeit - Samuel van Hoogstraten – Vanitas - Stillleben

Die Kunst-Epoche des 17. Jahrhunderts nennt man Barock. Die Zeit des Barock beginnt mit dem 30-jährigen Krieg und endet mit der Französischen Revolution.

In der Malerei dieser Zeit war es unter Anderem beliebt, Gegenstände zu malen, um diese so illusionistisch darzustellen, dass dadurch den Eindruck entsteht, dass es sich bei den Malereien um reale Gegenstände handelt. Diese speziellen Bilder heißen "Trompe l'oeil", was man mit "Augenbetrüger-Stillleben" übersetzt.
Der Maler muss, um die Plastizität der Gegenstände zu erreichen, starke Kontraste, also Licht-und Schattenunterschiede, verwenden. Die Plastizität ist allerdings nur aus einer bestimmten Perspektive und Entfernung des Betrachters erkennbar.
Ein bekannter Vertreter dieser Zeit ist der Niederländer Samuel van Hoogstraten. Bei seinem Bild "Steckbrett" muss man zweimal hinschauen, um zu erkennen, ob es sich tatsächlich "nur" um ein Bild handelt oder um einen tatsächlichen Gegenstand.
Auf dem Bild kann man auf den ersten Blick nur ein großes Durcheinander erkennen, Gegenstände scheinen willkürlich durcheinander geworfen zu sein, doch bei genauerem Betrachten kann man eine gewisse Ordnung feststellen. Man erkennt, dass verschiedene Gegenstände, die sich grob in zwei Gruppen einteilen lassen, auf eine spezielle Art und Weise auf einem Holzbrett mit Lederriemen befestigt wurden, einem Steckbrettes.
Die erste Gruppe der Gegenstände kann man als "Schreibutensilien" betiteln. Man findet Feder, Papier, eine besonders schön marmorierte Rolle Papier, ein Notizheft, Briefe, Siegelwachs zum Versiegeln von Briefen, ein kleines Messer zum Öffnen von Briefen oder Büchern und ein in Leder gebundenes Buch.
Außerdem kann man einige Hygieneartikel, wie zum Beispiel zwei Kämme, wovon der Feinere für das Beseitigen von Läusen verwendet wird, einen Rasierpinsel und Seife, erkennen.
Ganz aus der Rolle hingegen fällt die Goldkette, an der am Ende ein Medaillon hängt.
Alle Gegenstände sind im Maßstab 1:1 abgebildet, um den Anschein zu erwecken, dass das Bild kein Gemälde, sondern ein realer Gegenstand ist.
So wird der Betrachter an der Nase herumgeführt.

Es gibt mehrere Gründe, warum der Künstler auf diese Weise malt.
Zum einen künnte man Angeberei vermuten. Der Künstler will beweisen, dass er sehr exakt beobachten und wiedergeben kann, etwas, was auch schon in der Antike sehr wichtig für die Maler war.

Von diesem Herstellen einer perfekten Illusion handelt auch eine Geschichte aus der Antike, in der ein Wettstreit zwischen zwei Malern namens Zeuxis und Parrhasius stattfindet und beide mit einem verhüllten Bild vor eine Jury treten. Als der erste Maler das Tuch von seinem Bild entfernt, fliegen sofort viele Vögel herbei, da sie die Kirschen fressen wollen, die der Künstler auf sein Bild gemalt hat. Die nun sehr erstaunte Jury fordert anschließend den zweiten Maler auf, das Tuch zu entfernen. Allerdings ist das Tuch bereits das vom Maler erschaffene Kunstwerk, das so täuschend echt aussieht, dass niemand erkennt, dass es sich bei dem Tuch um ein Bild handelt. Genau das war das Ziel der Künstler: Sie wollten die Natur imitieren!

Doch Angeberei ist nicht der einzige und wichtigste Grund, warum Samuel van Hoogstraten dieses Bild malte. Normalerweise verwendet man ein Steckbrett bei sich zu Hause als Sammelstelle für persönliche Sachen, die man wichtig findet, wie hier zum Beispiel der Orden für seine literarischen
Werke.
Das Gemälde zeigt also mehr von ihm, als dass er gut malen kann.
Die Schreibutensilien verdeutlichen, dass er Erfolg hat und durch die Hygieneartikel will er zeigen, dass er reinlich ist und Hygiene für ihn wichtig ist. Das Bild ist also so etwas wie ein Selbstportrait, das ihn durch die Gegenstände, die er besitzt, charakterisiert.

Auf den ersten Blick könnte man jetzt meinen, dass Samuel van Hoogstraten eitel war, da er nur von sich selbst erzählt. Jedoch ist eigentlich genau das Gegenteil der Fall: Das Wort „Eitelkeit“ hat zwei verschiedene Bedeutungen. Es bedeutet zum einen Selbstgefälligkeit, steht aber auch für das Vergängliche und Vergebliche. Der Gedanke an Tod und Vergänglichkeit war in der schwierigen Zeit des Barock, in der es den 30-jährigen Krieg, die Pest, marodierende Söldner und eine kleine Eiszeit samt Missernten gab, sehr präsent.
Samuel van Hoogstraten will mit seinem Bild zeigen, dass das Dargestellte eigentlich bedeutungslos und vergänglich ist. Man nennt diese Art von Malerei deshalb „Vanitas-Stillleben“ (lat. Vanitas = Vergänglichkeit).

Diese Vanitas-Stillleben sind sehr typisch für den Barock. Da man in dieser schwierigen Zeit nicht wusste, ob man am Abend noch leben würde, versuchte man nach dem Vorsatz „Carpe diem“ zu leben, also den Tag, bzw. sein Leben zu nutzen. Auf Grabsteine wurde oft „et ego in arcadia“ geschrieben, was so viel bedeutet wie „auch ich wandelte einst in Arkadien“. Arkadien ist eine idyllische Landschaft in Griechenland. Man will dadurch sagen, dass der Tote das Leben genossen hat, so wie die Lebenden es jetzt tun. Auch die Bezeichnung „vanitas vanitatum“ war gebräuchlich, was so viel bedeutet wie „es ist alles eitel, bzw. die Eitelkeit der Eitelkeiten“. Außerdem war es den damals sehr religiösen Menschen wichtig, ein guter Mensch zu sein und nach den Geboten Gottes zu leben, um jederzeit nach dem Tod vor Gott treten zu können. Äußerlichkeiten waren dabei eher  unwichtig.

Es existieren sehr viele Vanitas-Stillleben und man findet sehr häufig ähnliche oder gleiche Symbole. Sehr oft tauchen Hohlformen, wie zum Beispiel Totenköpfe auf, außerdem gibt es zerbrechliche Gegenstände wie Spiegel oder Glaskugeln, zudem gibt es Masken, Machtinsignien, Schneckengehäuse, Ruinen, Schmuck, Pflanzen, Tiere, Früchte oder Musikinstrumente etc. Alle diese Gegenstände weisen auf die Vergänglichkeit hin und erzählen je nach Anordnung und Verwendung eine eigene Geschichte.
Ein weiterer Maler von solchen Stillleben ist Jacob Marrell. Von ihm stammt zum Beispiel das "Vanitas-Stillleben mit Blumenstrauß, Geige und Totenschädel".

Interessant ist, dass Samuel van Hoogstraten die illusionistische Kunst gar nicht so sehr schätzte. Unter Kunst verstand er vielmehr, dass man selbst erfunden hat und nicht abgemalt hat, da er der Meinung war, etwas abmalen könne jeder, wenn er sich nur die Zeit nimmt. Deshalb fand er persönlich auch seine literarischen Werke besser als seine Gemälde. Heutzutage ist er jedoch nur noch für seine Gemälde bekannt.

„Steckbrett“ von Samuel vann Hoogstraten:http://www.bildergipfel.de/images/products/wt/originals_ART8233.jpg

Selbstportrait von Samuel van Hoogstraten:http://www.wikigallery.org/paintings/297001-297500/297465/painting1.jpg

Jacob Marrell: Vanitas-Stillleben mit Blumenstrauß, Geige und Totenschädel:http://www.michaelseeger.de/barock/Vanitas.jpg

weiteres Beispiel für ein Vanitas-Stillleben:https://writeaboutsomething.files.wordpress.com/2014/07/pieter-claesz_vanitas-stillleben-mit-selbstbildnis.jpg

Donnerstag, 10. November 2016

Architektur des Ostanbaus des Schulhauses von außen




Wie sind die Richtungen angelegt?

Beim genaueren Betrachten des Schulhauses kann man erkennen, dass die Linien überwiegend horizontal angelegt sind. Die Außenfassade weist weder Rundungen noch schräge Linien auf. Die Grundform der Fassade ist ein liegendes Rechteck, ein Querformat, d.h. das Gebäude ist breiter als hoch gebaut. Die Betonung der Horizontalen wird ebenfalls durch Elemente an der ganzen Fassade deutlich, die horizontal ausgerichtet sind. Alle Fenster und Mauerstreifen ziehen sich teilweise über die ganze Länge des Gebäudes, wobei alle Teile einzeln betrachtet auch Rechtecke sind. ( Goldener Schnitt ) Nur vereinzelt sind Quadrate vorhanden oder auch Flächen im Hochformat, bzw. senkrecht ausgerichtete Elemente, wie z.B. Türen, einzelne Fenster oder die Zwischenräume zwischen den Fenstern. 
 
Auch die zwischen den Fenstern erkennbaren Betonpfeiler sind senkrecht ausgerichtet. Sie spielen eine wichtige Rolle beim Bau des Schulhauses. Sie liegen alle direkt übereinander und verlaufen durchgehend von ganz unten bis oben. Sie bilden einen langen von waagrechten Teilen unterbrochene Senkrechte. Trotzdem ist die Horizontale das dominierende Element
An den Pfeilern, die ein durchlaufendes Element darstellen, kann man erkennen, dass es sich bei dem Gebäude um einen Skelettbau handelt. Die senkrechten Pfeiler spielen eine entscheidende Rolle, da sie das gesamte Gewicht der Zwischenböden und des Daches tragen. Sie reichen vom Keller bis zum Dach, bestehen aus Stahlbeton und bilden das sogenannte Traggerüst. Da die Pfeiler das ganze Gewicht tragen, könnte man praktisch jede beliebige Wand einfach entfernen, ohne dass das Gebäude einzustürzen droht. 
 
Aufteilung der Fassade:
Die Fassade besteht aus verschiedenen Modulen, die sich um das Schulhaus herum immer wieder zwischen den Säulen senkrecht wiederholen. Es gibt z.B. fensterlose Bereiche, Bereiche mit Fenstern und kleine Fensterreihen (Oberlichter). Die Rechtecke der Fenster geben außerdem die Größe der Klassenzimmer vor. 
 
Farbe:
Die ursprüngliche „Farbe“ des Schulhauses war einfach das Grau des Betons. Mittlerweile wurde die Fassade aber verputzt, da sie anfing Rostflecken zu bekommen und Anzeichen der Witterung zeigte. Der Putz dient also dem Schutz der Stahlarmierung vor Rost und es ist nun wieder ordentlicher als zuvor, da alles in einem hellen Grau überstrichen wurde. Das Schulhaus hat eher unbunte, weniger prismatische Farben. Schwarz und Blau sind weitere Farben, wobei Blau die einzige Grundfarbe ist. Das Schwarz findet man im Glas der Fenster vor, wenn die Sonne eben so reflektiert wird, dass man nur den Schatten im Fenster sieht. Andernfalls sieht man im Fensterglas die Reflexionen der Umgebung. Bei hoher Sonneneinstrahlung ergibt sich ein schöner Farbkontrast zwischen dem Grau und dem Blau bzw. dem Blau des Himmels. Durch die Beleuchtung entsteht auch eine interessante Licht- und Schattenwirkung. 
 
Wirkung der Architektur:
Das liegende Rechteck wirkt wie ein sicheres Fundament, was wichtig für eine Schule ist, denn diese soll eine solide Bildung vermitteln und ein Wissensfundament für später sein. Die Wiederholung der Elemente wirkt ordentlich, ruhig, überschaubar, millitärisch, soldatisch (weil das Bildungsideal anders war), klassisch. Die Farbgebung begründet sich darin, dass ältere Schüler das Gymnasium besuchen, die nicht mehr so verspielt sind und es eher schlicht bevorzugen. Außerdem kann man Grau ewig anschauen im Gegensatz zu bunten Farben, an denen man sich nach einiger Zeit „satt sieht“. Die Fenster und Wände sind ausgewogen, wobei im Verhältnis zum gemauerten Gebäude viele große Fenster vorhanden sind, was wichtig ist, damit das Ganze durchschaubar wirkt und es nicht allzu sehr nach Gefängnis aussehen lässt.
 
Erkenntnis:
Ein Reifer Mensch erkennt Dinge und macht sich Gedanken über Zusammenhänge und Funktionsweisen.  Durch die Erkenntnis, dass sichtbar alles an senkrechten, tragenden Elementen aufgehängt ist, man deutlich sieht wie die Stockwerke und sogar die Räume aufgeteilt sind, wird auch deutlich dass man in der Schule lernt, wie Dinge funktionieren und in welchem Zusammenhang sie zueinander stehen.

Neubau:
Der Neubau im Westen ist grundsätzlich anders. Die Grundform ist nicht im Goldenen Schnitt, die Farbe der Wände ist gelb und dunkelgrau, schräge Linien durchziehen die Fassade. Auch die Fenster sind einzeln und ohne bestimmte Reihenfolge, spiegelverkehrt angebracht, denn es besteht keine konstruktive Notwendigkeit, die Fenster direkt übereinander zu legen. Die verglaste Treppe außen und zwei Runde Säulen brechen ebenfalls mit dem strukturierten Bild des alten Schulhauses.
Das unregelmäßige ist hier zum Prinzip geworden.

Montag, 18. Juli 2016

Der Körper des Betrachters in der Kunst

Auguste Rodin – Die Bürger von Calais


Auguste Rodin war ein Bildhauer und Zeichner, mit dem das Zeitalter der modernen Plastik
und Skulptur begann. Er wurde auch als moderner Michelangelo bezeichnet und das nicht, weil
seine Figuren ein antikes Aussehen hatten, sondern wegen der Ausdrucksstärke seiner Kunstwerke.
In seiner Skulptur „Die Bürger von Calais“ wird eine Figurengruppe dargestellt, bei der jede einzelne Figur einen individuellen Gesichtsausdruck und Körper besitzt. Die dargestellten Gesichter sind nicht idealisiert, sondern ganz individuell und nach einem menschlichen Vorbild modelliert.
Der historische Hintergrund:
Die Stadt Calais wurde im Mittelalter von den Engländern umzingelt. England gelang aber die Eroberung nicht und sie wollten die Bevölkerung aushungern lassen, um sie dann auszurauben.
Der König von England machte schließlich den Bürgern das Angebot sie überleben zu lassen, wenn sich ihm sechs Männer ergeben. Diese sollten aus vornehmen Familien stammen und mit Büßergewändern, einem Strick um den Hals und dem Schlüssel der Stadt vor ihn treten. Da die Frau des Königs von diesem Anblick so gerührt war, bat sie die Männer gehen zu lassen, was der König auch erlaubte.
Rodin wurde später vom Magistrat von Calais beauftragt für diese heldenhaften Bürger ein Denkmal herzustellen.
Den Bildhauer hat aber nicht der Heldenmut der Männer interessiert, sondern die unterschiedlichen Körper- und Gesichtsausdrücke kurz vor dem Tod.
Der alte Mann in der Mitte wirkt gelassen mit stoischer Ruhe, als hätte er schon mit dem Leben abgeschlossen. Der Schlüsselträger ist aufrecht und wirkt stolz und ungebrochen. Links macht ein Mann eine Handbewegung, als würde er fluchen und argumentieren, denn er hat sich noch nicht mit den Ereignissen abgefunden. Ein anderer Mann hält sich die Augen zu und weigert sich damit die Realität zu sehen und will sie nicht zulassen. Mit dem Kopf in den Händen steht ein weiterer Mann da. Er sieht aus, als würde er gleich schreien oder weinen, da er seine Verzweiflung kaum aushalten kann.
So hat Rodin die verschiedenen Reaktionen auf den bevorstehenden Tod untersucht. Dabei ist die Todesursache nicht relevant. Er wollte die Mimik und Gestik so deutlich darstellen, dass sich jeder darin wiedererkennen kann. Um dem Betrachter noch mehr Identifikationsmöglichkeit zu geben, hat Rodin einen sehr niedrigen Sockel gefertigt. So sind die Figuren auf Augenhöhe und stehen auf dem selben Boden wie der Betrachter und sind nicht hervorgehoben.
Dem Künstler war es viel bedeutender, als die historische Begebenheit zu illustrieren, dass elementare Gefühlsregungen wiedergegeben werden.
Durch die dynamische spiralförmige Anordnung entsteht eine Allansichtigkeit. Der Betrachter wird folglich dazu aufgefordert aktiv zu werden und das Denkmal von allen Seiten zu betrachten.

Carl André – Installation 144 Stahlplatten


Das Kunstwerk ist der konkreten Kunst und Minimal Art zuzuordnen, was eine Gegenbewegung zum abstrakten Expressionismus darstellt. Das Werk ist eine Fläche auf dem Boden, die aus einzelnen industriell hergestellten Stahlplatten besteht. Dabei sind alle Platten gleich groß und nahezu nahtlos aneinander gesetzt. Sie sind aber trotzdem individuell unterschiedlich, da der Stahl verschieden angefangen hat zu oxidieren. So sind teilweise Verfärbungen wie Rostränder entstanden. Es ist ein plastisches Kunstwerk, das nicht frei im Raum steht, sondern den ganzen Raum in Beschlag nimmt → Es ist eine Installation.
Die Platten liegen mitten im Gang wodurch an den Seiten nur wenig Platz zum Vorbeigehen bleibt.
Das bringt den Betrachter dazu, vor dem Kunstwerk zu reagieren. Dabei stellt sich die Frage, ob man auch über die Platten gehen darf. Es ist tatsächlich von Carl André gewollt, dass die Besucher seine Installation betreten. Sie sind körperlich dazu eingeladen ein Teil des Kunstwerkes zu werden. Durch das Betreten geht die Aura auf den Betrachter über. Er wir von ihr umfangen und fühlt sich als etwas besonderes, weil er in den virtuell definierten Raum der Platten eintritt und selbst aktiv wird.

Wolfgang Flatz – Installation Body Check


Bei diesem Kunstwerk des östereicher Aktionskünstlers Wolfgang Flatz, handelt es sich um Sandsäcke, die in einem Durchgang aufgehängt wurden.
Der Betrachter wird in dieser Installation zum Handelnden, denn er muss die Säcke beiseite schieben, um in den nächsten Raum zu gelangen. Das löst einen Domino-Effekt aus, wobei dadurch auch anderer Besucher angerempelt und zur Seite geschoben werden können.
Das Interessante an dem Kunstwerk ist, dass man weder darunter oder darüber sehen kann, ob sich andere Menschen im Durchgang befinden. So kann man einen anderen Menschen mit einem Sandsack treffen, ohne jemanden zu sehen und führt so unbewusst einen unvorhersehbaren aggressiven Angriff aus.
Bei längerem Beobachten der Situation zeigen sich verschiedene Reaktionen der Personen. Die Leute sind z.B. verärgert, schieben die Säcke zurück, schimpfen oder schreien. Andere reagieren mit Angst und Panik. Die Situation wird dadurch immer aggressiver, denn im Schutz der Anonymität können die Besucher ihren Reaktionen und auch Emotionen freien Lauf lassen.
Die Situation eskaliert dabei unheimlich schnell und lässt sich auch auf das tägliche Leben übertragen. Man hat ständig mit solchen Situationen der Aggression und Anonymität – z.B. im Internet - zu tun.

Dienstag, 21. Juni 2016

David Hockney Fotografie

Link zu einer interessanten Seite über David Hockney´s "Joiners", seine Inspiration durch den Kubismus und andere Beispiele von Bildgestaltung durch Fragmentierung.

http://thedelightsofseeing.blogspot.de/2011/03/cubism-joiners-and-multiple-viewpoint.html

Dienstag, 12. April 2016

Zur Klausur der Q11

Ein paar Worte über die Arbeiten Costantin Brancusis findet ihr hier

Brancusi

Zu der Unterrichtseinheit zu Alberto Giacomettis "Taumelnder Mann" und "Drei Schreitende" schaut ihr euch bitte dieses Protokoll eines früheren Kurses an:

Giacometti

Der Absatz über die stehenden Figuren sind für eure Schulaufgabe nicht relevant, ihr dürft es natürlich trotzdem einfach mal so durchlesen. ;)

- Frau König

Jackson Pollock - Action Painting - Abstrakter Expressionismus




Jackson Pollock war ein amerikanischer Künstler des Abstrakten Expressionismus. 
Seine Bilder zeigen ungleichmäßige Farbspritzer in großer Dichte sowie in unterschiedlichen Farben auf Leinwänden, die mit der Größe von Wänden zu vergleichen sind. 
Die Besonderheit dabei ist, dass Pollock nicht malt, sondern die Farbe mit großen Pinseln oder Stöcken schwungvoll auf die Bildfläche schleudert oder spritzt oder aus löchrigen Eimern tropfen lässt (Dripping-Technik). Bis jeder Millimeter 3-4 Mal überdeckt wird, vergehen meist mehrere Wochen. 
Damit sich der Künstler sozusagen auf dem Bild bewegen kann, werden kleine Brücken über die auf dem Boden liegende Leinwand gelegt. Somit ist es auch möglich, das jeder Bereich mit gleicher Intensität bearbeitet wird, woraus folgt, dass das Werk keine Mitte, keinen Anfang und kein Ende hat, was als „All over“ bezeichnet wird. 
Der Betrachter hat das Gefühl, dass die Linien „aus der Leinwand hinauslaufen“, weil Komplexität und Tiefenräumlichkeit durch die Überlagerung der verschiedenen Schichten entstehen. Das Werk ist eine Aufzeichnung von Bewegungen über einen längeren Zeitraum hinweg. Das Gehen und die Schritte hinterlassen so also Spuren, welche Unruhe vermitteln. 
Das Ziel des Künstlers ist es, seine Gefühle unmittelbar zu zeigen, wobei die Wahl der Farbe oder Bewegungen seine emotionale Lage zu diesem Zeitpunkt ausdrücken. Pollock erfand für seine Bilder den Begriff des Action Painting, d.h. Malerei die durch Bewegung entsteht.

Zitat: I want to express my feelings, not illustrate them.


Raumoffene/haltige Plastiken




Hellenistische Kunst „Der Baberinische Faun“

Barberinischer Faun 
Barberinischer Faun Kopf

ist eine raumoffene/haltige Plastik, da zum Einen viel Volumen und konvexe (nach außen gewölbte) Formen vorhanden sind, zum Anderen aber auch  ein Raum, der durch die Lage des Körpers definiert wird.
Die Figur sitzt stark nach hinten gelehnt, die Arme in alle Richtungen vom Körper gestreckt, die Beine weit auseinander stehend, das Eine nach oben und das Andere nach unten zeigend.
Der Raum wird durch die Extremitäten definiert und wirkt wie eine Schale. Außerdem ist der Körper schräg beziehungsweise hat eine Drehung auf Taillenhöhe. Die Pose ist dynamisch.
Der schlafende Satyr ist ein Fabelwesen aus der griechischen Fabelwelt. Normalerweise halb Ziege, halb Mann, doch in diesem Fall fehlen die Bocksfüße und die Hörner. Der Naturgeist galt oft als Scherzkeks oder Trunkenbold. Sein Schlafen könnte auf das „betrunken sein“ hinweisen.
Die formale Gestaltung unterstützt den Zustand des Schlafens/der Schwäche dadurch. dass der Körper/Volumen durch den Raum aus der Mitte der Komposition verdrängt wird. 

Wilhelm Lehmbruck „Sitzender Jüngling“

Sitzender Jüngling 
Sitzender Jüngling, Seitenansicht 

Wilhelm Lehmbruck will das Thema des Krieges darstellen, die Trauer um die vielen jungen Männer, die grausam und sinnlos ihr Leben im 1. Weltkrieg verloren haben.

Inhalt:

Die Trauer wird schon äußerlich klar:
Pose:  nach vorne gebeugt, Arme aufgestützt, Rücken/Schultern rund, Kopf hängend, 
dünn wirkende, überlängte Arme und Beine --> Zerbrechlichkeit

Komposition:

Von vorne betrachtet findet man in den Armen waagrechte und senkrechte Achsen. Die Betonung dieser Richtungen steht oft für die Stille. Die Beine sind weit nach außen gerichtet, dies wirkt eher unnatürlich. Der Oberkörper bildet ein Viereck und der Unterkörper ein Dreieck. 
Die Plastik ist sehr stark raumhaltig, da die Arme und Beine einen leeren, negativen Raum umarmen, welcher ein Teil der Figur wird. Der verlorene Raum könnte für die Zerbrochenheit durch den Krieg stehen. Von Hinten ist kein Kopf zu sehen. Mit den breiten Schultern wirkt dies wie ein Schild und die großen konvexen Formen scheinen den Betrachter wegzuschieben. Von Vorne ist die Figur konkav (nach innen gewölbt), da die Leere/Trauer eindringt.
Dies ist ein gutes Beispiel dafür wie Inhalt und Form zusammenspielen könne. 


Vergleich mit „der Abschied“ von Henri Laurens




Hier wird die Trauer durch die negative Form unterstützt. Die Plastik kippt nach vorne und hat auch einen Innenraum. Der Unterschied jedoch ist , dass die Plastik mehr Volumen und mehr konvexe Formen besitzt. Sie wirkt außerdem nicht zerbrechlich. Dennoch wirkt die Plastik nicht richtig prall, eher als würde die Luft entweichen. Diese Wirkung wird durch den hängenden Kopf noch verstärkt. Die Figur hat keinen Halt, sie wirkt negativ.
Diese formale Gestaltung passt so ebenfalls zum Thema Abschied.