Dienstag, 12. April 2016

Raumoffene/haltige Plastiken




Hellenistische Kunst „Der Baberinische Faun“

Barberinischer Faun 
Barberinischer Faun Kopf

ist eine raumoffene/haltige Plastik, da zum Einen viel Volumen und konvexe (nach außen gewölbte) Formen vorhanden sind, zum Anderen aber auch  ein Raum, der durch die Lage des Körpers definiert wird.
Die Figur sitzt stark nach hinten gelehnt, die Arme in alle Richtungen vom Körper gestreckt, die Beine weit auseinander stehend, das Eine nach oben und das Andere nach unten zeigend.
Der Raum wird durch die Extremitäten definiert und wirkt wie eine Schale. Außerdem ist der Körper schräg beziehungsweise hat eine Drehung auf Taillenhöhe. Die Pose ist dynamisch.
Der schlafende Satyr ist ein Fabelwesen aus der griechischen Fabelwelt. Normalerweise halb Ziege, halb Mann, doch in diesem Fall fehlen die Bocksfüße und die Hörner. Der Naturgeist galt oft als Scherzkeks oder Trunkenbold. Sein Schlafen könnte auf das „betrunken sein“ hinweisen.
Die formale Gestaltung unterstützt den Zustand des Schlafens/der Schwäche dadurch. dass der Körper/Volumen durch den Raum aus der Mitte der Komposition verdrängt wird. 

Wilhelm Lehmbruck „Sitzender Jüngling“

Sitzender Jüngling 
Sitzender Jüngling, Seitenansicht 

Wilhelm Lehmbruck will das Thema des Krieges darstellen, die Trauer um die vielen jungen Männer, die grausam und sinnlos ihr Leben im 1. Weltkrieg verloren haben.

Inhalt:

Die Trauer wird schon äußerlich klar:
Pose:  nach vorne gebeugt, Arme aufgestützt, Rücken/Schultern rund, Kopf hängend, 
dünn wirkende, überlängte Arme und Beine --> Zerbrechlichkeit

Komposition:

Von vorne betrachtet findet man in den Armen waagrechte und senkrechte Achsen. Die Betonung dieser Richtungen steht oft für die Stille. Die Beine sind weit nach außen gerichtet, dies wirkt eher unnatürlich. Der Oberkörper bildet ein Viereck und der Unterkörper ein Dreieck. 
Die Plastik ist sehr stark raumhaltig, da die Arme und Beine einen leeren, negativen Raum umarmen, welcher ein Teil der Figur wird. Der verlorene Raum könnte für die Zerbrochenheit durch den Krieg stehen. Von Hinten ist kein Kopf zu sehen. Mit den breiten Schultern wirkt dies wie ein Schild und die großen konvexen Formen scheinen den Betrachter wegzuschieben. Von Vorne ist die Figur konkav (nach innen gewölbt), da die Leere/Trauer eindringt.
Dies ist ein gutes Beispiel dafür wie Inhalt und Form zusammenspielen könne. 


Vergleich mit „der Abschied“ von Henri Laurens




Hier wird die Trauer durch die negative Form unterstützt. Die Plastik kippt nach vorne und hat auch einen Innenraum. Der Unterschied jedoch ist , dass die Plastik mehr Volumen und mehr konvexe Formen besitzt. Sie wirkt außerdem nicht zerbrechlich. Dennoch wirkt die Plastik nicht richtig prall, eher als würde die Luft entweichen. Diese Wirkung wird durch den hängenden Kopf noch verstärkt. Die Figur hat keinen Halt, sie wirkt negativ.
Diese formale Gestaltung passt so ebenfalls zum Thema Abschied.
 


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