Sonntag, 10. Dezember 2017

Rauminstallation „Personnes“ im Grand Palais 2010





Die Installation „Personnes“ ist ein Werk von Christian Boltanski (*1944), welches im Grand Palais in Paris im Winter 2010 aufgestellt wurde. Im Titel verbirgt sich ein Wortspiel, denn „Personne“ bedeutet „Niemand“ und hier ist es im Plural geschrieben „Personnes“, was es in dieser Art nicht gibt aber soviel wie „Menschen“ bedeuten kann.

Aufbau und Beschreibung:
Der Künstler arbeitet mit Hinterlassenschaften von Menschen, hier Kleider. Im Grand Palais, der wie eine Kirche aussieht, liegt ein riesiger Berg an gebrauchten Kleidern (ca. 20 Meter hoch). 
Außerdem liegen vor dem Kleiderberg viele Rechtecke voller Kleidung.  
An der Decke darüber befindet sich ein Kran in Form eines Greifarms, der die Kleider von den Rechtecken auf dem Boden und dem Berg nach dem Zufallsprinzip durchmischt. 
Die Rechtecke sind von Pfosten umgeben, auf denen Sound-Boxen aufgehängt sind. Über diese Lautsprecher ertönen Herzschläge von verschiedensten Menschen auf der Welt, die der Künstler bei einer Reise aufgenommen hat. 
Am Eingang ist eine Wand aus nummerierten Metallkästen. 
Der Künstler wünscht, dass die Installation betreten wird, und die Kälte, die Bewegung, der Geruch und der Ton sind alles Teil davon.


Wirkung:
Ein Maler kann nur teilweise Realität darstellen, doch in einer Rauminstallation wie hier werden alle Sinne angesprochen. Der Betrachter ist mitten in der Kunst-Realität. Boltanski will, dass man emotional bewegt wird.

Interpretation:
Der Künstler spielt mit vielen Assoziationen, es besteht keine konkrete Aussage der Installation, er will die Gefühle des Betrachters ansprechen,  so dass dieser sich eine eigene, individuelle Meinung bildet.
Verschiedene Eindrücke hiervon sind die Schere zwischen Arm und Reich bei der Kleidung, denn je nachdem was man anzieht wird man sofort in eine Schicht „gesteckt“.
Oder dass Umweltproblem sowie die Arbeitsbedingungen bei der Herstellung der Kleidung. Die Rauminstallation ist so groß, dass der Betrachter förmlich erdrückt wird, was das Problem der viel zu vielen Klamotten auf unserer Erde wieder spiegelt.
Wenn man diese Rauminstallation sieht, schießen einem gleich mehrere Fragen in den Kopf. Von wem ist die Kleidung? Warum wird sie nicht mehr von ihm getragen? Lebt dieser jemand noch? Was ist die Geschichte dahinter?
Die Kleidung erinnert ebenso an die Kleider- und Leichenberge im KZ während der Nazi-Zeit. 
Es könnte generell den Tod, die Sterblichkeit, Leblosigkeit, Vergänglichkeit, das Vergessen oder Friedhofsgräber darstellen. Mit all diesen Assoziationen spielt der Künstler.

Samstag, 9. Dezember 2017

Marcel Duchamp



Marcel Duchamp(*1887; †1968) ist ein französischer Künstler, der sich am besten in einer Photographie von Man Ray beschreiben lässt. Beim Betrachten dieses Bildes sticht einem sofort der verspielte Charakter, welcher sich durch den Schaum in seinen bizarr geformten Haaren, leicht erkennen lässt, ins Auge. Damals schockierte dies, da Künstler von vielen als besonnen und klug betrachtet wurden und großen Einfluss auf Politik und Gesellschaft ausüben wollten. Duchamp allerdings macht sich durch seine Selbstdarstellung als kindische Person über die Ernsthaftigkeit der Künstlergesellschaft lustig. 
Als Erweiterung dieser Kritik erfand er das sogenannte Ready-Made, eine Kunstform, in welcher der Künstler einen alltäglichen Gegenstand signiert, und zum Kunstwerk deklariert. Seine berühmtesten Ready-Made-Werke sind: der „Fountain, ein hingelegtes Urinal und der „Bottlerack“, ein Flaschentrockner. 
Er zählte sich zu den Dadaisten, die sich hauptsächlich über die Kunst durch ihr eigenen Kunstwerke lustig macht. 
Davor hat Duchamp im Stil des Kubo-Futurismus gemalt. Der Kubo-Futurismus ist ein Abkömmling des Kubismus und trotzdem ist er von Grund auf  verschieden. Der Kubismus zeigt eine Sache aus mehreren Perspektiven gleichzeitig, wobei der Kubo-Futurismus eine Sache aus einer Perspektive aus unterschiedlichen Momentaufnahmen zeigt. Deutlich wird das in seinem Gemälde „Nue descendante un escalier“, welches eine Frau die eine Treppe hinunter steigt zeigt. Das besondere hierbei ist, dass der Akt, die Treppe hinunter zu steigen, in mehreren Bewegungsphasen in einem Gemälde dargestellt sind.  Nach diesen zwei Künstler-Phasen widmete sich Marcel Duchamp bis an sein Lebensende dem Schach. 

Dadaismus 

Vor dem ersten Weltkrieg sehnten sich diesen viele Künstler den Krieg herbei, da sie glaubten, dass das gesellschaftliche System Europas sich nur hätte ändern können, wenn es vorher völlig zerstört wird und es somit zu einem Neuaufbau kommen kann. Werke, wie „Der Angriff der Lanzenritter“ von Umberts Boccioni, zeigten Kriegssituationen in einem heroischem und ruhmvollen Bild. Künstler versuchten nicht nur bei Gemälden sondern auch den damals sehr beliebten literarischen Texten die Gesellschaft zu beeinflussen und die Politik zu lenken. Das gefiel aber nicht allen Künstlern und so wurde eine Gegenbewegung von Hugo Ball, Emmy Hennings, Tristan Tzara, Richard Huelsenbeck, Marcel Janco und Hans Arp gegründet und hatte das Ziel die Kunst ins Absurde zu ziehen und die Künstler von ihrem hohen Ross runter zu holen, indem sie immer wieder mit völlig kindischen Selbstdarstellungen, das allgemeine Bild eines Künstlers besudelten (siehe auch Belle Haleine). Dadaisten hatten einen großen Einfluss auf die Kunst in unserer Zeit und sind ein sehr wichtiger Wendepunkt der Kunstgeschichte. 




Donnerstag, 7. Dezember 2017

Daniel Spoerri, Raffael Rheinsberg



Daniel Spoerri, geboren 1930 , erschuf das Kunstwerk: „Kichkas Frühstück“
Der Schweizer war 1960 Mitbegründer der Gruppe „Nouveau Realisme“, was übersetzt „neuer Realismus“ bedeutet.
- Er ist für seine „Fallenbilder“ und „Eat Art“ bekannt
- Fallenbilder waren z.B. wie im oben genannten Bild zufällig angeordnete Gegenstände auf einem Tisch fixiert, und Eat Art ist dabei Objektkunst, die mit Essen zu tun hat
- Er hält bei „Kichkas Frühstück“ einen Moment fest, der aber trotzdem vergänglich ist, was auf den Vanitas Gedanken zurückzuführen ist und vor allem durch die Essensreste ausgedrückt wird
- Spoerri zeigt keine Virtuosität, sondern reale Gegenstände
- Das Werk ist eine Assemblage, was man sich wie eine Collage, bloß in 3D vorstellen kann. In dem Bild sieht man, wie im Titel schon steht, ein Frühstück. Dieses sollte wahrscheinlich ein typisches Mahl des Künstlers mit einer Person namens Kichka darstellen. Über die Identität Kichkas ist nichts Näheres bekannt.
- Außerdem könnte es ein Abbild seines wilden regellosen Künstlerlebens sein.
- Der Künstler wollte, dass man sich in den Moment hineinversetzt und den Moment nacherlebt

Bild zu  Kichkas Frühstück: 

Raffael Rheinsberg (1943-2016) errichtete das Kunstwerk „Koffermauer-Klagemauer“
-Rheinsberg sammelt Gegenstände mit Kontext um eine Aussage zu machen
-So sammelt er z.B.an einer Fundstelle in einem alten Arbeitslager in Österreich Gegenstände die mit der Geschichte eines Arbeitslagers aus der Nazizeit befrachtet sind
- In dem Bild sieht man eine sogenannte Rauminstallation aus den alten Koffern, die er zu einer Mauer gestapelt hat. Er hat sie mit den Schnallen nach vorne, die kleinen Koffer oben und die großen Koffer bzw. Kisten und Überseekoffer unten, aufgestellt. Diese Koffer haben massive Gebrauchsspuren, da die meisten sehr alte Reisekoffer sind. 
- Sein Werk hat er in Museen ausgestellt. Man kann nicht daran vorbeigehen und die Mauer fällt nicht um.   
- Diese Koffer wurden wahrscheinlich zur Flucht vor dem Nazi Regime ins Ausland benutzt, was er thematisieren wollte. Anhand diverser Hutschachteln in der Mauer kann man darauf schließen, dass die Flüchtigen aus allen gesellschaftlichen Schichten kamen.  
- Außerdem wurden die Koffer so ausgestellt, wie sie waren (nicht geputzt). Die Gegenstände sind sozusagen Zeitzeugen der Geschichte , die man nicht übersehen kann, da die Mauer sich vor einem aufbaut.

Daniel Spoerri



Daniel Spoerri (*1930) war ein Angehöriger der Gruppe „Nouveau Realisme“, der feanzösischen Version der Pop Art.
Er gilt als Erfinder der „Eat Art“, einer Unterart der Objektkunst. Dabei wird ein Kunstwerk mit Hilfe von Lebensmitteln geschaffen.

Eines seiner bekanntesten Werke ist Kichka's Frühstück“. Es handelt sich um ein sogenanntes Fallenbild, da die Gegenstände wie Fliegen in einer Fliegenfalle auf einem Untergrund festgeklebt sind. 
Die Ansammlung von Gegenständen hier besteht aus Kaffeetassen, Dosenmilch, Salz, Löffel, Eierbecher, Wasserkocher und einem Schraubverschluss voller Zigarettenstummeln. Sie befinden sich auf einem mit einem gelblichen Papier überzogenen Brett, das auf dem Sitz eines alten schwarzen Holzstuhls liegt. Der Stuhl wiederum ist um 90° gedreht an der Wand aufgehängt.
Über die Person „Kichka“ und die Beziehung zu Spoerri ist wenig bekannt, außer dass dem Künstler diese Begegnung sehr wichtig war, weshalb er versuchte, diesen Moment festzuhalten, indem er die Gegenstände auf ein Brett und dieses auf einen Stuhl geklebt hat. 
Der Stuhl und das Besteck wirken alt, billig und abgenutzt, das Frühstück selbst ist karg und wirkt improvisiert. Daraus lässt sich schließen, dass das Ambiente in dem Raum, in dem das Frühsück stattfand, eher ärmlich war, oder vielleicht das Atelier eines Künstlerkollegen/Kollegin? 
Der Versuch, einen bestimmten, vergangenen Moment durch die Kunst für immer festzuhalten erinnert sehr an die Vanitas Stilleben der Barockzeit.




Sonntag, 3. Dezember 2017

Picasso und der Kubismus



Pablo Ruiz Picasso sah bald für sich in der realistischen und illusionistischen Malerei keine Zukunft. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts  wurde die Kamera Technik immer fortgeschrittener, wodurch die illusionistische Malerei nach und nach an Beliebtheit und Bedeutung verloren hat.

Anfangs wollte Picasso die Grundgedanken der Kunst von Grund auf revolutionieren. Dadurch etablierte sich der Kubismus sich als  neue Stilrichtung  des 20.Jahrhundertes. Das Wort Kubismus ist abgeleitet von Französisch “cube“ oder Lateinisch “cubus“ und bedeutet Würfel. Im Kubismus ändern die Künstler natürliche Gegenstände in geometrische Körper um, damit  alle Seiten des Körpers auf dem Gemälde zu sehen sind. Somit vereint der Kubismus mehrere Ansichten eines Gegenstandes zu einer Ansicht auf dem Gemälde. Dabei werden Eindrücke, die eigentlich nacheinander aufgenommen werden gleichzeitig im Bild dargestellt. Der Kubismus hebt somit sowohl räumliche Kontinuität als auch die zeitliche Abfolge des Seh-Vorgangs auf .

Als bekanntes Beispiel kann man die Collage Picassos „Stillleben mit Rohrstuhlgeflecht“  betrachten. Hiermit vereint Picasso das Stillleben im Stil des Kubismus mit der Collage. Die Collage in diesem Fall besteht aus einem gemalten und einem „echten“ Teil. Der „echte“ Teil besteht aus einem Hanfseil um das Gemälde herum und einer Art Folie mit illusionistischem Druck eines Rohrgeflechts. Der restliche Teil wurde aufgemalt. Damit schuf Picasso eine der ersten Collagen.






Stillleben mit Rohstuhlgeflecht

René Magritte



René Magritte, welcher von 1898 bis 1967 lebte, ist ein Vertreter eines sehr wichtigen Stils des 20.Jhd., dem „Surrealismus“. 
Wie in diesem Wort zu erkennen ist, wendet sich dieser Stil dem „realistischen Malspiel“ und nicht dem „Expressionismus“ oder „Kubismus“ zu. Inhaltlich soll etwas „Absurdes“ bzw. „Phantastisches“ dargestellt werden, aber durch illusionistisch gemalte Gegenstände. Alles soll unwirklich erscheinen,  der gesamte Inhalt nicht so in der Realität existieren können. 
Magrittes beliebteste Gegenstände für seine Werke sind beipielsweise Glöckchen, Äpfel, Vögel in Käfigen, Wolken, Bowlerhüte oder auch Schellen. 
Man versucht also wieder mit Perspektive, Scheinräumlichkeit und Illusionismus etc. Bilder zu malen, dennoch wirken die Bilder auf den ersten Blick etwas geheimnisvoll und unverständlich.

Ein Bild das ein sehr gutes Beispiel für diesen Stil ist, heißt „Les valeurs personelles“ (1952), was soviel bedeutet wie „Die persönlichen Werte“. 
Zu erkennen ist ein Zimmer mit einigen ungewöhnlich großen Gegenständen. 
Die Wand sieht aus wie ein Himmel mit Wolken. 
Die Proportionen des Zimmers und die Möbel darin, ein Bett und ein Spiegelschrank, zwei Teppiche, sind in sich stimmig.
Natürlich bemerkt man sofort eine deutliche Diskrepanz zu den ebenfalls im Raum befindlichen sehr großen Gegenständen, wie z.B. das Weinglas in der Mitte des Bildes, der Kamm auf dem Bett, der Rasierpinsel auf dem Schrank, die Seife und das Streichholz.
Eine mögliche Erklärung hierfür wäre zum Beispiel dass dieses Zimmer eine Puppenstube darstellen soll. Gegenargument hierfür wäre allerdings der Spiegel im Schrank, in dem man erkennen kann, dass es eine vierte Wand im Zimmer gibt. 
Die nächste Frage die man sich stellen muss aufgrund der Wolken in der Wand, wäre, ob die Wand des Zimmers wirklich mit Wolken bemalt ist. Wenn man hier seine Augen etwas zukneift, „ziehen“ die Wolken einfach weiter, sie halten sich nicht an die Perspektive der Wände. Deshalb kann man sagen, dass auf diese Frage ob gemalt oder nicht, keine richtige Antwort, bzw. kein logisches Argument vorliegt. 
Eine Erklärung für die zu großen Gegenstände wäre allerdings die Überschrift, die genau auf die persönlichen Werte deutet. Denn das Zimmer wirkt etwas unpersönlich, etwa wie ein Hotelzimmer. Dieses kann dann eben durch die Gegenstände  in Verbindung mit der Person, evtl. sogar dem Künstler selbst, gebracht werden. Das „Prinzip der Bedeutungsgröße“ welches Kinder sehr oft anwenden, könnte hier eine Rolle spielen. Das bedeutet so viel, dass man das was für einen am wichtigsten erscheint auch als größtes zeichnet, also: Abbildungsgröße hat nichts mit der realen Größe zu tun.

Zwar nur „postkartengroße“, aber ein Schlüsselbild für das Werk Magrittes ist „ La trahison des images“ (1929). Dies bedeutet so viel wie: „Der Verrat der Bilder“. 
Auf dem Bild ist eine Pfeife zu erkennen, obwohl uns die Unterschrift, die direkt unter der Pfeife platziert ist, das Gegenteil sagt, nämlich dass es keine Pfeife ist. Es soll zeigen, dass das „Gemalte“ eben nur ein Bild, also ein Abbild eines gegenstands ist. 
Dass es nicht der reale Gegenstand ist, zeigt er uns z.B. durch die Darstellung der Räumlichkeit. Wichtig für die reale Wirkung eines Bilds ist die Illusion: die Plastizität (=Verwendung von Licht und Schatten) und die Oberflächenbeschaffenheit (=Farbe, Material). Was außerdem dazu kommt ist die Räumlichkeit. Bezogen auf dieses Bild wäre zu sagen, dass es keinen erkennbaren Boden oder eine Wand gibt, also es schwebt praktisch im „Nichts“. 
Außerdem auffällig ist die Unterschrift „Ceci n`est pas une pipe“, welche in Schreibschrift geschrieben wurde. Dies deutet auf sog. „Leselernbücher“ hin, wo versucht wird die Abbildungen mit den darunter stehenden Wörtern zu kombinieren. Allerdings sagt Magritte, dass genau dies komplett unterschiedliche Dinge sind, was also bedeutet, dass ein Abbild der Realität in keiner Art und Weise verpflichtet ist. 

Zusammengefasst können wir nun also sagen, dass die Art und Weise wie wir etwas in der Realität wahrnehmen etwas ist, was für jeden anders, also ganz individuell erscheint. Unsere Vorstellung von Realität ist also auch abhängig von Lebenserfahrung, dem kulturellem Hintergrund und der persönlichen Biographie und ist somit auch für niemand anderen verbindlich.