Sonntag, 22. Juli 2018

[fragmento] "Breathing In / Breathing Out (Death Itself)" - Marina Abram...

Marina Abramovic on performing 'Rhythm 0' 1974

Marina Abramovic

Marina Abramovich war zunächst eine Solo Performance Künstlerin, die vor allem durch Rythm 0 (1974) berühmt wurde: in einer Galerie positionierte sie sich starr wie eine Puppe und erklärte dem anwesenden Publikum, dass sie die Verantwortung für alles übernehme, was in den nächsten 6 Stunden geschehen würde, das Publikum solle tun was auch immer es wolle. Auf einem Tisch neben ihr lagen 72 Gegenstände z.B. Messer, Blumen, Getränke, Rasierklingen. Zunächst waren die Dinge, die damit gemacht wurden harmlos, sie wurde geschminkt, gefüttert, man gab ihr zu trinken. Doch allmählich wurde das Publikum übergriffiger, sie wurde herumgetragen, ihr wurden die Kleider om Leib geschnitten, sie wurde verletzt, schließlich ging es so weit, dass sie beinahe erschossen worden wäre, hätte der Galerist nicht eingegriffen. Als sie schließlich aus ihrer passiven Rolle „aufwacht“ und mit den Leuten reden wollte, gingen sie ihr vor Scham aus dem Weg und verließen rasch die Galerie. Mit solchen Auftritten fragte sie sich, wieviel sie selbst ertragen konnte, und das Publikum, was im Rahmen der Kunst zulässig sein durfte. Eine Parallele zum Verhalten der Menschen während des Holocaust ist naheliegend.

 
Ihren Lebensgefährten Ulay lernte sie bei einem ihrer Auftritte kennen, er fiel ihr durch sein starkes Bedürfnis, ihr zu helfen auf. Von da an agierten sie als Künstlerpaar. So entwickelten sie gemeinsam Performances, in denen sie ihre Liebe und den Verlauf ihrer Beziehung thematisierten. „Relation in Space“ war ihre erste gemeinsame Performance. Hierbei rannten sie immer wieder aufeinander zu, bis ihre nackten, ungeschützten Körper schließlich mit voller Wucht aufeinander prallten. Dieser Schmerz und die Heftigkeit des Aufschlags beschrieben die Gefühle, die sie bei ihrem erstes Treffen spürten, ihre Liebe traf sie "wie ein Blitzschlag".
Auch mit „Breathing in/ Breathing out“ - zeigten sie einen Aspekt einer Liebesbeziehung, doch auch, was passiert wenn man zu sehr zu einem Teil des anderen werden will. Man erstickt im wahrsten Sinne des Wortes daran. Dies verdeutlichten sie, indem sie sich gegenübersetzten und ihre Lippen miteinander wie zu einem Kuss aufeinanderpressten und die Luft in ihren Lungen minutenlang teilten. Da ihre Nasenlöcher versiegelt waren, kam kein frischer Sauerstoff mehr dazu. Der anfängliche Kuss wurde nach kurzer Zeit zu einem Kampf, bei dem sie sich geradezu gegenseitig die Luft aus den Lungen saugten, bis sie fast Ohnmächtig umfielen aus Sauerstoffmangel.

Sonntag, 15. Juli 2018

Der nackte Körper in der Kunst

In der Kunst wird der nackte Körper von vielen verschiedenen Künstlern, in unterschiedlichsten
Werken, zum Beispiel in der Malerei, Bildhauerei, Fotografie oder bei Performances, eingesetzt.

Der männliche Blick/ The Male Gaze

Distracted Boyfriend Meme 2017
Dieser, mit einer Objektifizierung verbundene, Ausdruck, welcher von Genderforschern untersucht
und von Feministinnen geprägt wird, spielt auch in der Kunst eine wichtige Rolle. Während an dem
Thema „der männliche Blick“ in der Wissenschaft aktuell ernst geforscht wird, entwickelte sich in
den sozialen Medien heute schon ein Meme dazu, bei welchem ein junger Mann mit seiner Freundin spazieren geht. Dabei läuft eine attraktive fremde Frau an dem Mann vorbei, woraufhin sich dieser umdreht und ihr hinterherschaut, manchmal ihr sogar hinterherpfeift.
distracted boyfriend meme

Le Regard Oblique – Robert Doisneau, 1947
Dieses Werk besteht aus einem Versuchsaufbau mit versteckter Kamera. In einem Schaufenster
stehen zwei Bilder, das eine zeigt eine nackte Frau, das Motiv des anderen ist für den Betrachter des Fotos nicht sichtbar. Die Kamera fotografiert Personen und deren Reaktion auf die Bilder. Im "regard oblique" täuscht der Mann seine Aufmerksamkeit für das, was seine Frau ihm erzählen will vor, anstatt auf das zu schauen worauf ihr Finger zeigt betrachtet er verstohlen das Bild mit dem nackten Körper, er vergisst die eigene Frau und ihre Zusammengehörigkeit.
Hier wird ebenfalls der männliche Blick thematisiert, allerdings liebevoll und humorvoll, anstelle
der kritischen und ernsten Betrachtung des Themas heute.
Link zur Bildersammlung:
https://iconicphotos.wordpress.com/2010/06/03/un-regard-oblique/

Susanna im Bade – Jacopo Tintoretto, 1555 (Renaissance)
Dieses Gemälde erzählt eine Geschichte aus dem Buch Daniel in der Bibel. Die schöne Frau eines
reichen Mannes badet in ihrem Garten und wird dabei von zwei alten Männern beobachtet. Die
Frau bemerkt dies nicht, bis sich die Männer zeigen und sie zum Beischlaf zwingen wollen. Sollte
sie sich weigern, wollen die Männer sie verklagen, Ehebruch begangen zu haben. Dies würde die Todesstrafe für die Frau nach sich ziehen, allerdings geht sie nicht auf die Drohung ein, woraufhin die Männer die Aussage tätigen und die Frau zum Tode verurteilt wird. Allerdings kommt Daniel die Ehebruch-Geschichte komisch vor, weshalb er die beiden Männer zu sich in Einzelverhöre holt. Die Männer schildern den Ehebruch jedoch in zwei unterschiedlichen Varianten, was daraufhin zum Freispruch der Susanna und dem Todesurteil für die Alten führt.
Der moralische Hintergrund der Geschichte besteht darin, dass trotz der Falschaussage und
Verurteilung, am Ende doch die Wahrheit und die Ehrsamkeit siegt.
Im Bild ist die Geschichte ein Vorwand für die Nacktheit der Frau. Der Betrachter des Bildes wird ebenso in die Rolle eines Voyeurs versetzt wie die beiden alten Männer es sind, da die
Frau im Bild, die selbstvergessen und ahnungslos dargestellt wird, auch den Betrachter nicht sieht. Die Rolle des Betrachters als Voyeur ist dabei charakteristisch für die Kunst der Renaissance, weil nackte Frauen so gut wie nie aus dem Bild schauen und man sich selbst dadurch nicht beobachtet fühlt.
Zudem erfüllt die Frau das Schönheitsideal der damaligen Zeit (weich, mädchenhafte kleine Brüste, kleiner Kopf), es handelt sich demnach nicht um ein Porträt, sondern um ein erfundenes, idealisiertes  Gesicht.
Link zum Bild:
https://de.wikipedia.org/wiki/Susanna_im_Bade_(Tintoretto)#/media/File:Jacopo_Robusti,_called_Tintoretto_-_Susanna_and_the_Elders_-_Google_Art_Project.jpg

Susanna und die Ältesten – Artemisia Gentileschi, 1610 (Renaissance)
Hier geht es wieder um die Geschichte im Buch Daniel, dieses mal jedoch aus der Sicht einer Frau, die selbst angeblich Opfer einer Vergewaltigung war.
Susanna wird hier in einer für sie sichtlich unangenehmen Situation dargestellt, sie fühlt sich belästigt und hat den Mund offen, als würde sie schreien. Sie hebt die Hände einer Abwehrhaltung und ist  nicht so passiv, wie sie meist bei männlichen Künstlern gezeigt wird. Bei diesem Bild ist der dramatische Moment anders gewählt und die Gesichter sind realistischer wiedergegeben, was zeigt, dass sich der männliche Blick (schöne Frau → beobachten) klar vom weiblichen Blick/ Narrativ (ekelhafte Männer → schnell loswerden) im Hinblick auf die Geschichte unterscheidet.
Link zum Bild:
https://de.wikipedia.org/wiki/Susanna_im_Bade#/media/File:Susanna_and_the_Elders_(1610),_Artemisia_Gentileschi.jpg

Schlafende Venus – Giorgione, 1510 (Renaissance)
Hierbei handelt es sich um eine lebensgroße Darstellung einer schlafenden, idealisierten Frau,
welche symmetrisch wirkt und eine perfekte Anordnung der Gesichtsproportionen besitzt. Es ist also die reine idealisierte Erfindung einer Frau, die kein Mensch, sondern eine Göttin ist und, wie die Frauen in den Bildern zuvor, den Blicken von uns Voyeuren ausgesetzt ist.
Link zum Bild:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlummernde_Venus#/media/File:Giorgione_-_Sleeping_Venus_-_Google_Art_Project_2.jpg

Venus von Urbino – Tiziano Vecellio, 1538 (Renaissance)
Dieses Gemälde ist ebenso lebensgroß und weist einige Parallelen zum vorigen Bild auf, allerdings
blickt die Frau dieses Mal aus dem Bild heraus, wodurch der Betrachter in der Rolle des Voyeurs
gestört wird. Die Frau, deren Blick verlockend wirkt, weiß, dass sie betrachtet wird, findet das
anscheinend auch gut und zeigt zugleich ihr Einverständnis.
Link zum Bild:
https://de.wikipedia.org/wiki/Venus_von_Urbino#/media/File:Tizian_102.jpg

Olympia – Édouard Manet, 1863 (Realismus, Impressionismus)
Obwohl zu dieser Zeit seit langem nackte Frauen in Museen zu sehen waren, erzeugte dieses Bild einen Skandal. Die abgebildete Frau präsentiert sich dem Betrachter ohne Scheu und im Bewusstsein ihrer Nacktheit.  Ihr Blick ist gelangweilt, herausfordernd, frech und arrogant gegenüber dem Mann, als wollte sie zeigen, dass sie kein „Schoßhündchen“ ist.. Das Schönheitsideal wird ebenfalls nicht
erfüllt und sie wirkt als würde sie den Mann fragen, was sie mit den geschenkten Blumen machen
soll.
Tatsächlich handelt es sich bei der Frau jedoch um eine junge Frau, Victorine Meurent, die wirklich lebte. Sie stellt eine Kurtisane dar, welche zur damaligen Zeit Promi-Status hatten, allerdings nicht reich waren, sondern reiche Liebhaber hatten, welcher sie mit Dienern, einem Haus, einer Kutsche, etc. ausstatten mussten. Bei Männern war es eine Sache der Ehre, sich für eine begehrenswerte Kurtisane finanziell zu verausgaben. (Literaturtipp: Émile Zola, "Nana", Alexandre Dumas: Die Kameliendame)
Im Bild nimmt der Betrachter immer die Rolle eines Mannes ein, egal ob er in Wirklichkeit
männlich oder weiblich ist.
Link zum Bild:
https://de.wikipedia.org/wiki/Olympia_(Gem%C3%A4lde)#/media/File:Edouard_Manet_-_Olympia_-_Google_Art_Project_2.jpg

Manet malte noch weitere Bilder zur Thematik der Frauenrolle, wie zum Beispiel „Un bar aux
Folies Bergère“ (1881/2)
, in welchem ein blondes Mädchen, in Gedanken versunken, dargestellt ist.
Erneut wird die Frau als passiv und Objekt thematisiert.
„Le Déjeuner sur l' herbe“ zeigt zwei Frauen mit Studenten beim Picknick, wobei die Frau meist mit den Männern im Bild nackt bzw.leicht bekleidet sind, die Männer dagegen vollständig bekleidet sind. Jedem Menschen der damaligen Zeit war bekannt, was bei diesen Treffen stattfand, dass die Söhne aus reichem Haus sich junge Arbeiterinnen und Hausangestellte als Geliebte hielten, dennoch war das Bild ein Skandal, da niemand dieses frauenverachtende und ausbeuterische Treiben.   thematisieren wollte. Auch hier fühlt sich der Betrachter durch den Blick der nackten Frau im Vordergrund des Bildes (wieder Victorine Meurent) ertappt. (Literaturtipp: Victor Hugo, "Les Misérables)
Link zum Bild:
https://en.wikipedia.org/wiki/A_Bar_at_the_Folies-Berg%C3%A8re#/media/File:Edouard_Manet,_A_Bar_at_the_Folies-Berg%C3%A8re.jpg
Link zum Bild:
https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Fr%C3%BChst%C3%BCck_im_Gr%C3%BCnen_(Manet)#/media/File:%C3%89douard_Manet_-_Le_D%C3%A9jeuner_sur_l%27herbe.jpg

Picture for Women – Jeff Wall,1979
Die lebensgroße Fotografie bezieht sich auf Éduard Manets Barmädchen im Folies Bergère. Hier schaut die Frau wieder aus dem Bild, jedoch steht sie nicht im Zentrum, wodurch gezeigt wird, dass die Frau die Rolle des Objekts verlassen hat und nun die Kamera/der Betrachter das Objekt darstellt.
Link zum Bild:
https://en.wikipedia.org/wiki/Picture_for_Women#/media/File:Picture_for_Women.jpg

Der nackte Mann – Lustobjekt oder Machtfantasie?

Der nackte Mann wird in der Kunst nicht für die Lust der Frauen gezeigt, sondern er erfüllt einen
anderen Zweck.
Antinous, Geliebter des Kaisers Hadrian, wird oft fast weiblich dargestellt, er ist also ein
Lustobjekt. Dagegen steht Jim Lees Batman, dessen Kostüm mehr wie eine Körperbemalung wirkt, und der stark und unverwundbar wirkt und damit die Machtfantasie repräsentiert.

Helden und Götter
Die Skulptur Doryphoros von Polyklet, aus dem 5. Jh. v. Chr. stellt einen Helden dar.
Der Apollo von Belverde, ebenfalls eine Skulptur, die vermutlich von Leochares stammt, zeigt
einen Gott.
Eine weitere Skulptur namens „Augustus von Primaporta“, welche um 20 v. Chr. entstand, ist vom
Prinzip angelehnt an die beiden eben genannten Skulpturen und zeigt den römischen Kaiser
Augustus als offizielle Götterfigur. Er wird im Kontrapost dargestellt, oder auch wie ein römischer
Redner und trägt einen Brustpanzer, auf dem im Flachrelief Heldentaten und Erfolge seiner Feldzüge dargestellt sind. Die Statue wurde wohl zu Propagandazwecken verwendet.
Link zur Skulptur:
https://de.wikipedia.org/wiki/Augustus_von_Primaporta#/media/File:Statue-Augustus.jpg

Napoleon als friedensbringender Mars – Antonio Canova, 1802 (Klassizismus)
Die Statue stammt aus der Zeit, nachdem Napoleon König von Italien wurde. Napoleon gab bei dem bekanntesten Bildhauer seiner Zeit, Antonio Canova, zur Feier seines Sieges eine Kollossalstatue (3,45m Höhe) in Auftrag. Er wünschte in Uniform und würdig dargestellt zu werden, allerdings zeigt der Bildhauer Napoleon, wie auch seine Schwester, Paolina Borghese als "Siegreiche Venus", nackt. Die Statue wurde im Louvre ausgestellt und fand Anerkennung, aber Napoleon war peinlich berührt und ließ die Statuen deshalb verstecken. Als Napoleon schlussendlich besiegt wurde, holte sich der Sieger, der Duke of Wellington, die Skulptur in sein Stadthaus, wo sie als Zeichen des Triumphs und zur Verhöhnung Napoleons im Eingangsfoyer bis heute ausgestellt wird.
Link zur Skulptur:
https://en.wikipedia.org/wiki/Napoleon_as_Mars_the_Peacemaker#/media/File:Napoleon-Canova-London_JBU01.jpg
Link zur Skulptur:
https://it.wikipedia.org/wiki/Paolina_Borghese_(Canova)#/media/File:Paolina_Borghese_(Canova).jpg

Montag, 4. Juni 2018

Körper des Künstlers/Körper des Publikums


Wenn man sich mit Körpern in der Kunst auseinandersetzen will, muss man sich zwangsläufig auch mit dem Expressionismus auseinandersetzen.
Beim Informellen Expressionsimus malt  Künstler das, was in ihm emotional vorgeht.Diese Art von Kunst ist während derNachkriegszeit, in den 50er und 60er Jahren, entstanden. Die Zentren der damaligen Kunst waren, wie schon seit längerem, die europischen Städte, wie Paris oder London, aber nach dem zweiten Weltkrieg eben auch jüngere Städte, wie beispielsweise New York.

Der Künstler Jackson Pollock war einer der größten Vertreter des Abstrakten Expressionismus, er verwendete unter anderem die Technik des „Action Painting“. Diese Technik ist durch die Dynamik und Bewegung beim Malen gekennzeichnet, auch der Zufall, wie die Farbe nach dem auf die Leinwand „schleudern“ herunterfließt, spielt eine große Rolle. Beim amerikanischen Expressionismus wird meist eine große Leinwand verwendet, wie auch bei bei dem sogenannten „Dripping“, eine weitere Technik des Expressionismus. Jackson Pollock lässt die Farbe auf die Leinwand tropfen, indem er mit Farbe über das Bild läuft und somit eine Aufzeichnung seiner Bewegungen erhält.
Beim Prinzip des „All-over“, eine weitere Technik die im Zusammenhang mit Jackson Pollock steht, wird die Leinwand komplett mit Farbe bedeckt, auch über den Rand, da keinerlei Rücksicht auf das Format genommen wird. 
„I want to express my feelings, rather than illustrate them“ (Jackson Pollock)

Die Farbe, Intensität, etc. hängen dabei ganz und gar nur von der Befindlichkeit des Künstlers ab.
Neben Jackson Pollock gab es auch einige andere einflussreiche Künstler, die sich mit dem Expressionismus auseinandergesetzt haben. Einer von ihnen war Lucio Fontana. In seinem Werk „Concetto Spaziale“ ritze er mit einer Rasierklinge die Leinwand und schaffte somit damit eine echte Dreidimensionalität.

Niki de St. Phalle z.B. schoss auf farbgefüllte Luftballons, dieses Kunstrichtung nannte sich „Nouveau Réalisme“.
Künstlerin Regine von Chossy malte mit Kreide Aufzeichnungen ihrer Bewegungen mit Kreide mit beiden Händen von oben nach unten, je nach dem, wie sie sich bewegt hat und schuf damit ihr Werk „Energetische Zeichnungen“

Plakative Kunst



„Mut zur Wut“, der Name eines in 2011 entstandenen Plakatwettbewerbs, der sich hauptsächlich an Grafiker richtet. Die 30 besten Plakate, die das Ziel eines kritischen, sozialen, politischen und/oder persönlichen Inhaltes transportieren, werden in einigen Großstädten an den Straßen ausgehängt, sodass die Botschaft des jeweiligen Plakats jede Menge Leute erreicht. Außerdem ist es ein Ziel der Plakatkunst den Betrachter zum Nachdenken anzuregen und so Emotionen wach zu rufen.

„Bleistift“, Felix Pfäffli (2012)

Ein Beispiel für ein Plakat dieses Wettbewerbs ist das Werk von Felix Pfäffli.                                       
Es ist ein schwarzer Bleistift in der Mitte des Bildes zu sehen, der eine Diagonale durch das Bild bildet und näher zum Betrachter hinrückt. Das Plakat selbst ist hochkant ausgerichtet, der Schriftzug jedoch waagerecht, sodass man seinen Kopf drehen muss, um diesen lesen zu können. Diese Art der Typografie versucht den Menschen ein bisschen herauszufordern. Das Auffälligste des Plakats ist jedoch die Farbe des Hintergrunds. Er ist in Rot gewählt, was eine Anspielung auf den Namen des Wettbewerbs sein könnte, da man mit der Farbe Rot in gewisser Weise auch Wut verbindet, außerdem ist es eine Signalfarbe, die die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der Bleistift jedoch schabt eine kleine diagonale Linie der roten Fläche ab und bringt das Weiße darunter zum Vorschein. Der Grafiker hat vermutlich den Bleistift gewählt, da dieser ein typisches Kunstwerkzeug ist. Dieser macht es dem Betrachter möglich ein wenig tiefer „reinzuschauen“ indem er die Fläche freischabt. Zusätzlich bringt es Bewegung in das Bild und die Diagonalen machen es dynamischer. Licht und Schatten schaffen hier die nötige Plastizität und Tiefe. Das Plakat, vor allem der Bleistift, wirkt greifbar durch die plastische Darstellung. Die rote Fläche hat nicht nur die Aufgabe Aufmerksamkeit zu erregen, sie dient auch als Boden des Bildes und stellt die Räumlichkeit her. Andererseits gibt es keinerlei Farbperspektive, die rote Fläche ist überall gleich intensiv, was der räumlichen Wirkung wiederum entgegensteht. Der rote Hintergrund kippt, je nachdem welchen Bereich des Plakates man betrachtet, zwischen räumlicher und flächiger Wirkung hin und her. 
Das Ziel des Plakats ist es in gewisser Weise, mit der Warnhmung als Reiz zu spielen.

https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/originals/84/8d/37/848d375d728a496f23b82359944898fa.jpg
„Who´s afraid of red, yellow and blue“ Barnett Newman (1966)
Aufgrund der Wirkung der Signalfarbe Rot, möchte ich auf die monochrome Malerei von Newman zusprechen kommen, die sich mit dem Thema der psycho-physischen Farbwirkung beschäftigt. Das Bild hat eine monumentales Format und füllt die Wand eines Raumes normaler Größe komplett aus. Man kann es sich sehr leicht vorstellen, da das Kunstwerk hauptsächlich eine große rote Fläche ist. Am linken Rand des Bildes ist jedoch eine kleine Fläche des Bildes in Blau gemalt, am rechten Rand eine minimale Fläche in Gelb.  Diese Bild fiel dem Kunstvandalismus zum Opfer,  es wurde mit einer Schere/ einem Messer zerschnitten. Das ist eventuell zurückzuführen auf die Farbe Rot, die, wie vorher schon angesprochen, Wut auslöst, da man Rot als sehr aggressive Farbe wahrnimmt und rote Flächen auch zur Reizung des vegetativen Nervensystems und zur Ausschüttung von Adrenalin führen.
https://www.kunsthalkade.nl/de/ausstellungen/die-farben-des-style/slideshow/barnett_newman_2018who2019s-afraid-of-red-yellow-and-blue-iii_1967.jpg/@@images/image/large

Ein weiteres Gemälde, das dem von Newman relativ nahe kommt ist „No title“ von Ad Reinhart, welches den Unterschied hat, dass es komplett in Schwarz gestaltet ist. Schwarz ist eher eine Frabe, die Trauer hervorruft. Außerdem unterscheidet man zwischen emotionalen Farben (eigenes Empfinden ausdrücken) und symbolische Farben (z.B durch den kirchlichen Ritus definiert). 

Das nächste Beispiel des Plakat Wettbewerbs besteht hauptsächlich aus einer großen blauen Fläche, in deren Mitte der Facebook Schriftzug etwas gestaucht zu sehen ist. Vor diesem Schriftzug sieht man die bekannte Facebook- Hand, die zu einer Faust geballt ist. Es wird der Eindruck erzeugt, dass die Faust versucht den Facebook Schriftzug aus dem Bild „rauszuhauen“, da die Buchstaben schon sehr eng beieinander hängen. Die Speedlines unterstützen die Faust und somit auch die dynamische und gewaltsame Wirkung. Man bekommt den Eindruck, dass die Faust eine besonders hohe Geschwindigkeit hat und es wird noch einmal deutlich, dass die Faust in Bewegung ist. Der typische  Schriftfont macht es möglich, dass man erkennt, dass es sich um Facebook handelt, ebenso ist die Hintergrundfarbe blau auch die typische Facebook Hintergrundfarbe. Das ganze Plakat ist ein Spiel mit dem Raum, vor allem da man das Gefühl bekommt der Schriftzug soll aus dem Bild verschwinden, das macht den Raum in gewisser das Plakat zu einem begrenzten Raum.

Plakat Nummer 3, ist dem vorherigen etwas ähnlich. Wie vorher ist die Hintergrundfarbe blau, diesmal aber ein etwas helleres blau. Man sieht ein Kind, dass auf einer von drei Tasten einer Tastatur sitzet, die aber die Wirkung einer Eisscholle im weiten Meer haben und sehr plastisch dargestellt sind. Das Kind wirkt sehr einsam und verloren. Die blaue Fläche des Hintergrunds wirkt hierbei endlos und wird zum Raum des Bildes. Im unteren Teil des Plakats steht geschrieben „Don´t leave your kid in the virtual world“. Dadurch wird das Ziel dieses Plakats da, denn es spielt auf die Gefahren im Internet an und auch, dass man doch relativ einsam dort sein kann.

Figur- Grund- Beziehung und Figur- Grund- Wahrnehmungen
Diese beiden Begriffe beschäftigen sich mit optischen Täuschungen. Beispiel hierfür ist wieder ein Plakat, das sich mit den Gefahren beschäftigt, die im Internet lauern. Es ist ein Mädchen zu sehen, dessen Pferdeschwanz den Schnauzer eines Mannes bildet, der direkt hinter ihr steht. Das Mädchen sitzt vor ihrem Laptop und surft im Internet. Das Bild spielt womöglich auf die unzähligen Fake Profile an, die im Internet existieren. Folglich hat das Bild eher einen sexuellen Hintergrund. Das Bild „deckt“ indirekt auf, wer hinter der Person steckt, mit der das Mädchen chattet. Es ist jedoch schwer das Mädchen zu erkennen, da sie dieselbe Farbe hat, wie der blaue Hintergrund. Ein weiteres Detail ist auch noch der weiße Schriftzug „alone?“ im unteren Teil des Bilds. Dieser unterstützt die Interpretation, dass das Mädchen nicht wirklich weiß, was sie gerade tut.

Sonntag, 3. Juni 2018

Abramovic - Ulay II

Das ehemalige Künstlerpaar Marina Abramovic und Ulay hat von 1976 bis 1988 viele Performances zusammen erarbeitet und durchgeführt, in denen sie immer "Bilder" für den momentanen Zustand ihrer Beziehung gefunden haben. 

Eine bedeutende Performance, vor allem auch wenn man ihre Liebesgeschichte betrachtet, ist „Night Sea Crossing“. Dabei sitzen sich die beiden in einem Museumssaal an einem Tisch gegenüber. Wochenlang, täglich, von Beginn bis Ende der Öffnungszeiten, sitzen sie in den berühmtesten Museeen der Welt. Allerdings verhalten sie sich extrem passiv, d.h. sie bewegen sich nicht und reden auch nicht, sondern starren sich nur an. Die Besucher des Museums sehen die beiden und erwarten viellicht etwas, doch nichts passiert, sie sind wie zwei leblose Ausstellungsstücke. Die Performance geht sogar danach weiter, sie achten darauf dass sie außerhalb des Museums keiner sieht, sie reden nicht miteinander und fasten.
Man kann vermuten, dass die Kunstwelt genauso hohe Erwartungen wie die zwei Liebenden an ihre Beziehung hatte – beide wurden enttäuscht. Dadurch, dass Marina und Ulay ihre Liebe zum Thema ihrer Kunst machten und dadurch öffentlich auslebten, standen sie unter ständiger Beobachtung, sie galten sogar als das "Vorzeigepaar" schlechtin. Dem Druck der Erwartungen konnten sie auf Dauer jedoch nicht standhalten, und  sehr wahrscheinlich haben sie vergessen an ihrer Beziehung zu arbeiten und somit hat auch die Verliebtheit und die Liebe nachgelassen. Dies spiegelt sich auch in ihren Performances wider, denn diese enthielten mit der Zeit immer weniger Körperkontakt. 
Im Rückblick kann man Night Sea Crossing als Vorboten für das Ende der Beziehung bezeichnen, denn Ulay hat den körperlichen Druck des Dasitzens nicht mehr ausgehalten und ist aufgestanden und gegangen. 

Ihre letzte gemeinsame Performance, die sie 1988 gemacht haben, heißt „The Lovers“. Beide hatten sich von einem Ende der Chinesischen Mauer aufgemacht und liefen sich entgegen, um sich in der Mitte, die nicht genau definiert war, treffen zu können, dort eine chinesische Hochzeit zu feiern und somit ihre Liebe zu erneuern und die Beziehung zu retten. Allerdings, als die beiden sich nach Wochen tatsächlich getroffen haben, beschlossen sie, sich zu trennen, denn ihnen ist in der „Einsamkeit“ ihrer Wege klar geworden, dass es ihnen damit besser geht. Somit könnte man diese Performance auch als den Weg zur Trennung betrachten. 

2012 hat Marina Abramovic mit „The Artist Is Present“ eine Solo-Performance gestartet. Dabei wollte sie wahrscheinlich auf „Night Sea Crossing“ anspielen, denn sie saß an einem Tisch, einem leeren Stuhl gegenüber. Auf diesen leeren Stuhl durften sich die Museumsbesucher setzen. Dies wollten auch viele tun, denn es sammelte sich eine riesige Menschenmenge an die geduldig darauf wartete, auf diesem Stuhl, Marina Abramovic gegenüber, Platz nehmen zu können. Während die Menschen auf dem Stuhl sitzen und Marina in die Augen schauen, gehen ihnen tausende Gedanken durch den Kopf. Man sieht ihnen oft den Schmerz  und die Einsamkeit, die sie in diesem Moment fühlen, in Form von Tränen an. Die Menschen haben keinen anderen Rückzugsort als sich selbst und müssen mit ihren eigenen Gefühlen klar kommen. 
Irgendwann kommt Ulay und setzt sich auf den Stuhl. Dies ist das erste Mal nach ihrer Trennung, dass sie sich wiedersehen. In diesem Moment ist auch Marina zu Tränen gerührt und sie fängt an zu weinen. Nach einiger Zeit geben sie sich die Hände und plötzlich fangen alle Menschen, die im Museumsraum sind und vorher noch still waren, an zu klatschen. 

Allerdings ist Marina Abramovic nicht nur Performance-Künstlerin, sondern sie macht auch Objektkunst. 
Eines ihrer Kunstwerke heißt „Shoes for Departure“, was auf Deutsch übersetzt „Schuhe für die Abreise“ heißt. Schaut man sich das Kunstwerk allerdings etwas genauer an, stellt man fest, dass es unmöglich ist mit diesen Schuhen zu gehen. Sie sind übergroß und aus dem schweren Halbedelstein Amethyst gefertigt. Da es Marina wichtig ist, immer ein Teil ihrer Kunstwerke zu sein, hat sie den Rohstoff mit ihren eigenen Händen aus einem Bergwerk in Brasilien geschlagen. 
Mit ihrem Kunstwerk wollte sie den Betrachter zum Teil der Kunst machen, indem er in die kühlen und glatten Schuhe hineinschlüpfen kann. Allerdings kann man sich nicht bewegen und ist somit gefangen. 
Die Beine in Schrittstellung fixiert, den Blick auf die leere Wand gerichtet, kann die Reise eigentlich nur noch ins eigene Innere gehen.
 
Night Sea Crossing
The Lovers
The Artist Is Present
Shoes for Departure

Mittwoch, 30. Mai 2018

Installation


Wenn man über Kunstwerke redet, denkt man meist nur an etwas, dass man nur anschauen kann. Jedoch gibt es einige Künstler, die durch eine Installation, den Betrachter teil des Kunstwerkes werden lassen.

144 Steel Plates - Carl André (Minimalismus)
Bei den Kunstwerken von Carl André wird der Betrachter aufgefordert, über seine Kunstwerke zu laufen. Das Kunstwerk besteht meist nur aus in bestimmter Weise angeordneten Platten. Dabei muss der Betrachter womöglich seine Hemmungen überwinden, weil man ja eigentlich keine Kunstwerke anfassen, oder gar darüber laufen darf. Der Betrachter muss aber allerdings über das Kunstwerk laufen, da dies meist fast den ganzen Raum bedeckt.
Was will er damit erreichen?
Der Betrachter soll zum Einen eine aktive Rolle spielen. Er erlebt etwas und muss Entscheidungen treffen. Außerdem ist der Betrachter Teil des Kunstwerkes, und fühlt sich vielleicht sogar geehrt, da er wie über einen „roten Teppich“ geht. Der Betrachter fühlt sich beim darüber laufen vielleicht sogar Teil einer besonderen Kultur.

Floor – Do Ho Suh
Das Ziel des koreanischen Künstlers ist des den Mensch/ Betrachter zum Nachdenken oder mitmachen zu bewegen. Das gelingt ihm durch eine besondere Installation, bei der sehr viele kleine Plastik Figuren eine Glasplatte halten. Zumindest sieht es so aus, als ob alle Figuren zusammen die Platte halten. Als Betrachter erkennt man nur bei genauem hinsehen die Menschen, und dass sie die Platte mit ihren Händen halten.
Do Ho Suh will damit den Menschen zum Nachdenken bringen. Diese Installation könnte eine Metapher für unsere Gesellschaft sein, bei der wir sehr viel auf Kosten anderer Leben. Viele arme Menschen müssen täglich für uns arbeiten, und wir haben oft nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei. Durch das Laufen über die Platte soll also der Betrachter animiert werden nicht immer weg zu schauen, sondern auch mal zu handeln.

Body Check – Wolfgang Flatz
Der österreichische Künstler Flatz verhängte bei seiner Installation den Durchgang einer Galerie mit einigen Reihen von Boxsäcken, und zwar so eng, dass die Besucher die Säcke zur Seite schieben mussten, um in den nächsten Raum zu kommen. Durch den Druck, den andere Menschen, die auch durch den Eingang wollen, werden die Sandsäcke wie in einer Kettenreaktion verschoben, so dass jemand, der sich in der Installation befindet, ohne Vorwarnung zur Seite geschubst werden kann.
Viele Menschen empfinden das als eine Gewalt, die ihnen grundlos und von anonymer Seite aus widerfährt. Dadurch entsteht schnell Aggression. Die Menschen werden verunsichert und reagieren auch unterschiedlich auf diese Gewalt. Junge Menschen könnten das eher als Spaß sehen, wohingegen Ältere sich sehr bedroht fühlen können. Es entstehen die Fragen „Wie reagiere ich auf Gewalt? Wer steckt dahinter?  Widerfährt sie mir absichtlich oder ist sie Zufall? Löst meine Bewegung ebenfalls Gewalt aus? Bin ich Opfer oder Täter?“ 

Flatz hat jedoch nicht nur Rauminstallationen gemacht, sondern auch einige Kunst Performances. Bei einer von diesen geht er komplett nackt und gefesselt durch einen Raum und schlägt an jeder Ecke seinen Kopf gegen eine Metallplatte. Dabei ruft er jedes Mal „schuldig“ und „nicht schuldig“ im Wechsel. Das Ziel dabei ist, den Betrachter in eine unangenehme Rolle zu versetzen und zu sehen, wie es reagiert. Einige versuchen vergeblich ihn davon abzuhalten.  Beim Publikum kommen Fragen auf, wie „Es handelt sich hier doch um Kunst, ist es in Ordnung, dass ich zuschaue wie er sich verletzt?“, „Ist er nicht selber verantwortlich für das, was passiert?“ oder „Worauf spielt "Schuldig - Nicht Schuldig an?“. Mit all diesen Fragen wird man auf der Performance unfreiwillig konfrontiert.

Bei einer anderen Performance von Flatz stürzt er sich eine Treppe hinunter, um wieder zu sehen, wie das Publikum reagiert. Als er am Boden lag, sah man die Hilflosigkeit der Menschen, die auch bei Unfällen ähnlich ist. Viele Menschen stehen nur herum, und helfen ihm nicht. Dabei fühlen sie sich schlecht, was das Ziel der Performance ist.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass Flatz mit seinen Performances und Installationen immer Gewalt thematisiert. Menschen werden in eine unangenehme Rolle versetzt und werden dabei oft verunsichert. Außerdem ist das Ziel von Flatz Menschen dazu zu animieren zu handeln und nicht nur zuzuschauen.


"Taumelnder Mann" (1950) von Alberto Giacometti

Beim Verhältnis der Figur zum Raum, welcher durch die Plinthe definiert wird, fällt auf, dass der Raum überwiegt.
Die Plastik sieht regelrecht wie vom Raum zerfressen aus. Es wirkt so, als ob die Form egal wäre, aufgrund des undefinierten Körperbaus.
Die Figur hat, typisch für Giacometti, lediglich Masse, aber kein Volumen.
Aber warum macht man so eine Figur?
Sie wirkt, mit ihrer taumelnden Haltung, dem außerhalb der Plinthe liegenden Schwerpunkt und ihren überlangen Gliedmaßen, kunstlos, oder anders gesagt, nicht schön.
Mit dieser Art von Figur setzt Giacometti eine Philosophie um, von der er überzeugt ist. Den sogenannten "Existenzialismus" von Jean-Paul Sartre. Dieser besagt, dass der Mensch völlig frei ist und das Leben keinen vorgegebenen Sinn hat. Jeder muss sein eigenes Ziel im Leben definieren, um seinem Leben Sinn zu geben. Die Hilflosigkeit wird durch das Taumeln, dem aus dem Raum herausfallen der Plastik, dargestellt. 
Die wichtigsten Körperteile werden dadurch betont, dass sie ein größeres Volumen haben: 

- Die Brust steht für das Herz.
- Das Becken steht für die Sexualität.
- Die Füße verbinden den Menschen mit der Materie. 
- Die massive Plinthe stellt die Materie dar, die Bedingung für die Existenz.

Sitzender Jüngling (1916/17)
Beim "Sitzende[n] Jüngling" von Wilhelm Lehmbruck umschließt der Körper den Raum. Das Zentrum der Plastik besteht aus Leere. Der Raum drückt auf den gebeugten Rücken der Figur, die sich wiederum nach außen gegen den Raum abschottet. 
Die Figur symbolisiert die tiefe Trauer über den Krieg, vor allem durch die nach unten, in den leeren Raum gerichtete Blickachse dargestellt wird. 

Bei Henri Laurens Plastik "Der Abschied" (1949/41) überwiegt das Volumen, sie wirkt wie aufgeblasen.  Die menschliche Figur ist schwer erkennbar. Das Volumen sinkt und der Kopf is nach unten gerichtet. Die Figur empfindet Trauer, kapselt sich ab und versteckt sich in sich selbst.

Taumelnder Mann:

Sitzender Jüngling:

Der Abschied:
https://www.bildindex.de/document/obj05020430/mi01569a05/?part=0